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Aboriginal People - Die Ureinwohner Australiens

3. Begriffserklärungen

3.1. Aboriginal People

Die Ureinwohner Australiens werden von den Weißen oft als Aborigines bezeichnet. Dieser Begriff wird jedoch als diskriminierend empfunden. Hergeleitet wird er aus dem lateinischen „ab origine“, was soviel bedeutet wie „von Beginn an“. Als besonders abwertend und beleidigend gilt die Abkürzung „Abo“. Hingegen wird „Aboriginal People“ als „politisch korrekt“ gesehen. Als weitere Möglichkeit bietet sich die Bezeichnung „Indigenous People“ (lat.: ). Im Deutschen bieten sich Umschreibungen wie „australische Ureinwohner“ oder „indigene Australier“ an.

3.2. Dreamtime

Der Begriff „Dreamtime“ beruht auf mehreren Missverständnissen zweier Ethnologen, die mit unzureichenden Übersetzungen arbeiteten. „Altjiranga“ wird übersetzt mit etwas, „das von Anfang an und in alle Ewigkeit vorhanden“ sei. Die Wissenschaftler deuteten dies jedoch als die Fähigkeit etwas Besonderes im Traum sehen zu können. So kam es im 20. Jahrhundert zu dem deutschen Begriff „Traumzeit“, welcher auch als „Parallelzeit“, jedoch nicht als „Vor-Zeit“ bezeichnet werden kann.
Die Aboriginal People verstehen die Dreamtime als den Schöpfungsvorgang: Ahnenwesen schufen die Landschaft, Jahreszeiten, Flora und Fauna, die Menschen und stellten Regeln für deren gesellschaftliches Zusammenleben auf. Nachdem sie ihr Werk vollbracht hatten verwandelten sie sich in Felsen, Hügel, Flüsse und Seen oder wanderten in den Himmel und die Erde. Um die „ungebrochene Kraft“ der männlichen als auch weiblichen Wesen, „die einander vollkommen ebenbürtig waren“, wieder freizusetzen, gibt es verschiedene Rituale. So gilt „das regelmäßige Übermalen der heiligen Felszeichnungen“ als Grundvoraussetzung zur Sicherung des Fortbestandes der Pflanzen, Tiere und Menschen.

4. Geschichte der Aboriginal People

4.1. Herkunft der Aboriginal People

Bis heute konnte nicht geklärt werden, wann der australische Kontinent zum ersten Mal besiedelt wurde oder woher genau die ersten Australier kamen. Allerdings ist es ziemlich sicher, dass es mehrere Einwanderungswellen gegeben haben muss, die von Südostasien herkamen.
Die erste Besiedlung reicht bis vor 45000 bis 50000 Jahre zurück. Dies wurde durch archäologische Funde bekannt. Doch vermutlich fand die erste Besiedlung schon viel früher statt.
In Sydney wurden Steinwerkzeuge gefunden, die etwa 43000 bis 47000 Jahre alt sind. Außerdem wurde in der Gegend des Lake Mungo, ein See, der vor 15000 bis 17000 Jahren austrocknete, neben weiteren 30000 bis 35000 Jahre alten Steinwerkzeugen auch Muschelschalen sowie die Reste einer Brandbestattung gefunden.

Der Meeresspiegel um Australien lag vor etwa 10000 Jahren durch eine Eiszeit ca. 100 bis 200 Meter tiefer als heute. Zu jener Zeit war Australien mit den heutigen Inseln Neuguinea und Tasmanien verbunden. Der Weg, der die Ureinwohner nach Australien führte, war eine Inselkette zwischen den Kontinenten Asien und Australien. Dennoch gab es zwischen diesen Inseln Meeresstraßen, die Breiten bis zu 100 km hatten. Diese mussten von den Ureinwohnern überquert werden, um auf das australische Festland zu gelangen. Es wird daran gezweifelt, ob sie die Boote, die dafür notwendig waren sowie die geografischen Kenntnisse, die sie dazu benötigten, besessen haben. So wird eher angenommen, dass die Ureinwohner durch den Zufall von günstigen Meeresströmungen mit ihren wahrscheinlich einfachen Booten die australische Küste erreichten.
Als die letzte Eiszeit vor ca. 10000 Jahren zu Ende war, stieg der Meeresspiegel überall wieder an und Australien kehrte wieder in seine geographische Isolation zurück. Somit wurde auch das Eindringen anderer Völker nach Australien verhindert und so blieb nur ein geringer Kontakt zur Außenwelt über die Seefahrer, die im Norden Australiens vorbeikamen.
Erst die Entdeckung des australischen Kontinents durch die Europäer brachte für die Ureinwohner eine dramatische Veränderung mit sich.

4.2. Ansiedlungsgebiete der Aboriginal People

Die Ureinwohner, die über die Inselbrücke von Südostasien nach Australien eingewandert waren, hielten sich wohl zu Beginn in den Gebieten auf, die in der Nähe der Küste gelegen waren. Im Laufe der Zeit sind die Aboriginal People dann auch ins Landesinnere gewandert, wobei sie immer den Wasserläufen gefolgt sind, um dort anzusiedeln.

Bevor die Europäer nach Australien kamen, nutzten die Ureinwohner den ganzen australischen Kontinent als Jäger und Sammler5. Dies trug im Laufe der Zeit dazu bei, dass sie sich der Natur immer mehr anpassten und immer besser mit ihr im Einklang leben konnten.

Deshalb siedelten sie sich nicht nur in den östlichen und südwestlichen Küstenzonen an, wo es ein großes und reiches Angebot von Nahrung gab und es einfach gewesen wäre zu leben, sondern auch im Norden, wo es sehr heiß und feucht ist. Sogar in der Einöde Australiens fanden die Aboriginal People einen Weg zu Leben und zu Überleben.
Am Ende des 18. Jahrhunderts lebten etwa 300000 Aboriginal People auf dem australischen Kontinent.

Sie lebten in 500 bis 600 verschiedenen Eingeborenenstämmen, die ca. 200 verschiedene Sprachen gebrauchten.
Für die Siedlungsgrößen der Stämme waren nicht die sozialen Strukturen oder die Glaubensvorstellungen verantwortlich, denn da gab es nur sehr kleine Unterschiede. Viel mehr waren das Klima und die landschaftlichen Gegebenheiten Gründe für die Wirtschaftsweise der Aboriginal People. So wurden die Wanderrouten der Stämme, die Fruchtbarkeit eines Gebietes und die Größe der Zusammenschlüsse (Stämme) von den Regen-und Trockenzeiten in Australien festgelegt.

Die verschiedenen Stämme gaben sich je nach Gebieten eigene Namen, z.B. Koori für Süd-und Südostaustralien, Murri für Nordostaustralien und Noongah für Südwestaustralien, da sie sich nicht als ein einiges Volk ansahen.

4.3. Das Leben der Aboriginal People bis zur Ansiedlung der Europäer

Die Aboriginal People haben die mythologische Vorstellung, dass ihre Ahnen in der geschichtslosen Traumzeit heilige Stätten wie Berge, Seen, Flüsse, Felsen und Bäume zurückließen, die die Schöpfung und das Wirken der Ahnen aufzeigen.

Bei den verschiedenen Stämmen stellten sich im Laufe der Zeit Unterschiede in den Sprachen, in der Glaubens-und Vorstellungswelt, in der Gemeinschaft, in Wirtschaftsweise, in Waffen, Geräten und im künstlerischen Ausdruck heraus.

Durch Dinge wie Handel und Tausch, Mythen und Riten blieben die Stämme jedoch untereinander in Kontakt.
Wenn die Natur ein reiches Angebot an Nahrung zur Verfügung stellte, dann gingen die Stammesverbände auf eine Wanderung, um sich mit den anderen Stämmen bei langandauernden, zeremoniellen Zusammenkünften3 zu treffen.

Da die Ureinwohner auf dem australischen Kontinent als Jäger und Sammler lebten, waren sie von der Natur abhängig, an die sie sich deshalb anpassten. Sie sammelten Baumfrüchte, Knollen, Wurzeln und Larven. Die Tiere, die in ganz Australien vorkommen, wie Kängurus und Emus, wurden gejagt. Ebenso wurden Fische gefangen. Beides diente als Nahrung.
Wenn der Boden und die Umgebung eines Lagerplatzes keine Nahrung mehr hergaben, dann zogen die Aboriginal People weiter zu einem anderen Platz, an dem sie so lange lebten, bis auch da die Nahrungsreserven ausgeschöpft waren.
Sie zogen im Land umher, da sie die Notwendigkeit nicht sahen, den Boden zu bearbeiten und zu bestellen. Somit legten sie auch keine Nahrung vorrätig an.
Hatten die Ureinwohner einen neuen Lagerplatz gefunden und das Vorkommen der Nahrung für längere Zeit als gesichert galt, dann wurde außer einer Feuerstelle auch ein Schlafplatz angelegt. Befand sich der Lagerplatz im Norden, wurden wegen der Regenzeit primitive Hütten erstellt. Weiter im Süden dagegen reichte ein Windschirm aus Sträuchern und Blättern völlig aus, der auf der Seite der Hauptwindrichtung aufgestellt wurde.

Die Gruppen, in denen die Aboriginal People zusammenlebten bestanden normalerweise aus 20 bis 50 Personen. Sie waren jedoch stark von den Erträgen von Flora und Fauna abhängig.
Wenn sich das Klima änderte und eine Dürre hereinbrach oder es zu Überschwemmungen kam, dann bildeten sie kleinere Gruppen und durchwanderten größere Gebiete.
Mehrere Familiengruppen, die zusammen einen Stamm bildeten, verfügten über so ein Wandergebiet.

Vor der Ankunft der Europäer waren die Bevölkerungsdichten wie folgt angegeben:
Raum Sydney: ein Ureinwohner auf 1,25 km²
Wanderungsgebiete mit Flussläufen: ein Ureinwohner auf 4 km²
Zentralaustralien: ein Ureinwohner auf 90 km²

Die Aufgabe der Männer war die Jagd. Sie stellten ihre Speere und Speerspitzen selbst her, je nach dem Verwendungszweck, also was sie jagen wollten. Die Speerspitzen waren aus verschiedenen Materialien hergestellt, so z.B. aus Stein oder aus Knochen mit Widerhaken. Auch mit Wurfhölzern, eine Art des Bumerang wurde gejagt. Dieser Bumerang wurde geworfen, um Vögel in Netze zu treiben. Die mächtigste Waffe, die die Aboriginal People besaßen, war das Feuer. Bei der Jagd wurden große Tiere mit dem Feuer eingekreist. Dies erleichterte den Männern die großen Tiere mit ihren einfachen Waffen zu erlegen. Mit dem Feuer wurden auch großflächig Gebiete abgebrannt, um neue Pflanzenarten wachsen zu lassen und um somit mehr Tiere ins Jagdgebiet zu locken.

Die Frauen sammelten mit Hilfe von Stöcken Pflanzen und Samen, Insekten und Kleintiere, die sie in hölzernen Behältern, auch „Coolamon“ genannt, aufbewahrten und transportierten.

Die Grundlage für die Lebensordnung der Aboriginal People findet sich in der mythischen Traumzeit wieder, die sich auch auf das tägliche Dasein auswirkt. Die Aboriginal People investierten sehr viel Zeit in soziale, religiöse Aktivitäten und kontrollierten das Wachstum ihrer Bevölkerung. In den technischen Fortschritt wurde allerdings keine Zeit investiert. Vermutlich ist dies auch der Grund dafür, dass sie von Hungersnöten, Krankheiten, Kriegen und anderen möglichen Folgen der Zivilisation verschont blieben.
Die Ureinwohner kannten keine Schrift und bearbeiteten kein Metall. Jedoch fanden sie sich in noch so kargen Gebieten zurecht. Sie waren Meister in alten Tierspuren lesen, sowie im Finden von Wasser und Feuchtigkeit. Auch die medizinischen Kenntnisse der Schamaninnen und Medizinmänner verblüffen noch heute.

4.4. Die Entdeckung und Besiedlung Australiens

Bei der Durchsegelung der Meeresenge zwischen Neuguinea und Australien im Jahre 1606, erblickte der Spanier Luis Torres als erster Europäer den australischen Kontinent. Auch der Kapitän Willem Jansz von der holländischen Ostindien-Kompanie sichtete im gleichen Jahr die australische Küste.

Der erste Europäer, der den australischen Boden betrat, war der Holländer Dirk Hartog, der 1616 mit dem Schiff „Eendracht“ auf einer Insel vor der Westküste anlegte. 1642 entdeckte Abel Tasman, auch ein holländischer Seefahrer, die Südküste Australiens, die 200 Jahre nach seiner Entdeckung nach ihm benannt wurde: Tasmania. Da nun schon zwei holländische Seefahrer den australischen Kontinent betreten hatten, wurde dieser auf Karten mit „Neu-Holland“ bezeichnet.

1688 landete William Dampier, ein englischer Entdecker und Abenteurer, mit einem Piratenschiff an der Nordwestküste.
Am Festland hatte er jedoch kein Interesse, da es ihm nutzlos erschien. Die australischen Ureinwohner, die er gesehen hatte, verglich er mit Ungeheuern und bezeichnete sie als armselige Geschöpfe.

William Dampier unternahm 1699 eine weitere Erkundungsfahrt zum australischen Kontinent. Danach geriet Australien in Vergessenheit, für fast ein Jahrhundert.

Die geheimnisvolle Ostküste wurde erst im Jahre 1770 von Captain James Cook entdeckt. James Cook wurde 1728 in England geboren. Als Jugendlicher diente er auf britischen Kohlenschiffen und ging später zur Kriegsmarine, bei der er als Kartograph einen guten Ruf bekam und seine Seefahrerkenntnisse sammelte.
Nach einigen Jahren bekam er die Leitung für eine Expedition übertragen, bei der er den südlichen unbekannten Kontinent erforschen sollte.

Am 25. August 1768 brach James Cook mit der „Endeavour“, ein umgebauter Kohlenfrachter und seiner Besatzung, unter der sich auch Wissenschaftler und Künstler befanden, auf. Nach einigen Forschungen, Vermessungen und vielen Tagen auf See war es notwendig, eine Generalüberholung des Schiffes durchzuführen und so beschloss James Cook Kurs auf das Ostufer von Neu-Holland zu nehmen.
Am 30. April 1770 betrat er den australischen Boden zum ersten Mal. Allerdings wurden die Neuankömmlinge zuerst von den Ureinwohnern mit Speeren bedroht. Erst nachdem die Schiffsbesatzung mehrmals eine Muskete abfeuerte, konnten sie an Land gehen. Doch kleine Gruppen von Ureinwohnern beobachteten die Besatzung während ihres ganzen Aufenthaltes und warfen ab und zu mit Speeren auf sie.
Am 6. Mai 1770 legte das Schiff ab und James Cook und seine Besatzung verließen den australischen Kontinent. Jedoch kam er am 22. August 1770 wieder zurück, um die britische Fahne zu hissen und die Ostküste in Besitz zu nehmen.
Nach seiner Rückkehr berichtete er den Londoner Behörden, dass das Land viele Möglichkeiten zur Besiedlung biete.

Da aufgrund des Unabhängigkeitskrieges in Nordamerika keine Sträflinge aus Großbritannien mehr nach Amerika gebracht werden konnten, musste London eine andere Lösung dafür finden, die überfüllten Gefängnisse zu entlasten.
So stach im Mai 1787 die erste Flotte mit Sträflingen in See, mit Kurs auf Neu-Holland, da dies die günstigste Variante war, sie loszuwerden.
Nach acht Monaten auf See ging Captain Arthur Philipp mit der Besatzung und den 778 Sträflingen, 586 Männer und 192 Frauen, an Land.
Nach großen Anfangsschwierigkeiten entstanden langsam Siedlungen. Heute befindet sich an dieser Stelle die Millionenstadt Sydney.

Im Jahre 1850 gab es bereits fünf selbstständige britische Kolonien auf dem australischen Kontinent, denen die Selbstverwaltung übertragen wurde. Immer wieder wurden Erschießungen von Ureinwohnergruppen angeordnet, da diese sich gegen die Ausschreitungen und Unterdrückung durch die weißen Siedler wehrten.

1840 wurde die Verschiffung von Sträflingen, zumindest nach dem Festland Australiens, eingestellt. Auf die Inseln Tasmania und Norfolk Island wurden jedoch weiterhin jährlich bis zu über 4000 Strafgefangene deportiert.

Auch trotz Protesten der freien Siedler auf dem Festland, die Deportationen zu beenden, wurde diese auch auf dem Festland wieder aufgenommen.
Erst im Jahre 1868 wurde die Sträflingsverschickung endgültig beendet. So sind von 1788 bis 1868 insgesamt 160663 Sträflinge nach Australien verschifft worden.

Die Sträflinge, die nach Australien gebracht worden waren, hatten sowohl mehr Menschenrechte, wie auch andere Rechte und wurden besser behandelt als die australischen Ureinwohner.

Am 1. Januar 1901 trat in Australien eine neue Verfassung in Kraft, das Bundesparlament in Melbourne wurde feierlich eröffnet und die Kolonien wurden zu Staaten umbenannt.

4.5. Veränderungen durch die Ansiedlung der Europäer

4.5.1. Lebensbedingungen der Ureinwohner

Die britischen Siedler, die nach Australien kamen, dachten es sei ein Land, das niemandem gehörte und auch nicht besiedelt war. Deshalb nahmen sie es ohne nachzufragen einfach in Besitz. Die schwarzen Ureinwohner galten als primitiv und so wurden diese einfach übergangen.
Als die weißen Siedler bei der Suche nach Weideland für ihre riesigen, mitgebrachten Viehherden immer weiter in das Hinterland drangen, vertrieben sie die Ureinwohner im 19. Jahrhundert aus dem Land, das sie von ihren Vorfahren übernommen hatten. Es war für sie das Schlimmste was ihnen hatte zustoßen können, denn dieses Hinterland war ihre Heimat, der zentrale Bezugspunkt ihrer Identität3. Dieser Bezugspunkt wurde ihnen somit genommen, aber auch ihre Nahrungsquellen waren somit verloren.

Mit diesem rücksichtslosen Vorgehen legten die Briten den Grundstein für Hass und Misstrauen, was auch heute noch gegenwärtig ist. b
Die Schwerpunkte der weißen Besiedlung lagen um das Jahr 1845 im Bereich der Botany Bay und der Bucht von Sydney. Die Ureinwohner waren aus diesen Gebieten schon verschwunden. Die Zahl der Aboriginal People war allerdings nicht nur durch den Mord und Totschlag der Weißen gesunken, sondern auch durch die Krankheiten wie Pocken, Masern, Geschlechtskrankheiten oder Grippe und Seuchen, die von ihnen eingeschleppt worden waren.
1870 wurden die Aboriginal People in Missionsstationen angesiedelt, wo sie bekehrt wurden und lernen sollten, ein sesshaftes Leben zu führen und den Boden zu bearbeiten.
Die traditionelle Lebensweise der Aboriginal People geriet immer mehr in Vergessenheit und ihre soziale Strukturiertheit löste sich auf.

Um das Jahr 1920 besaßen die Ureinwohner kein Land mehr. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Aboriginal People zu Bettlern und sie durften am Rande der weißen Siedlungen leben. Hier kamen sie jedoch sehr schnell mit dem Alkohol in Berührung, wovon dann viele der Ureinwohner nicht mehr loskamen.
Diese Sondergebiete wurden von weißen Aufsichtsbeamten bewacht.

Dadurch sollten eigentlich die Rechte der Ureinwohner geschützt werden, aber die Aboriginal- Arbeiter auf Farmen wurden hemmungslos ausgebeutet. Sie bekamen nur Nahrung und Kleidung, mit Geld wurden sie aber nicht entlohnt.

Die Regierung versuchte mit allen Mitteln die Ureinwohner in die australische Bevölkerung einzugliedern – Assimilationspolitik.
Die Kinder sollten die neue Lebensart erlernen. Da dies nicht freiwillig geschah, wurden die Kinder entführt und in großer Entfernung von ihrer Heimat in Missionsschulen untergebracht. Sie durften nur Englisch sprechen und ihre Kultur nicht mehr ausüben. Vor allem halbblütige indigene Kinder (ein Elternteil Ureinwohner, ein Elternteil weiß) wurden in Pflegefamilien großgezogen. Man erhoffte sich damit einen langfristigen Erfolg.

Offiziell wurde dies bis 1972 praktiziert und mindestens 30.000 Kinder waren davon betroffen. Man vermutet jedoch, dass die tatsächliche Zahl über 100.000 beträgt. Diese Generation nennt man Stolen Generation (Gestohlene Generation).

Diese menschenunwürdige Art hat dazu geführt, dass sie weder in der weißen Gesellschaft ihren Platz fanden, noch sich zu den Ureinwohnern hingezogen fühlten.

4.5.2. Rechte im eigenen Land

1960 Die Aboriginal People erhielten die australische Staatsbürgerschaft, bis dahin hatten sie keine Bürgerrechte
1962 Das Wahlrecht wurde den Aboriginal People zugestanden
1967 Sie wurden erstmals bei Volkszählungen mitgezählt
1971 Der Aboriginal-Mann Neville Bonner kam als erster Ureinwohner als Senator ins australische Bundesparlament
1980ff Die Rassentrennung in Schulen und in manchen Stadtbezirken wurde aufgehoben
1993 Mabo Gesetz: Dieses Gesetz besagt, dass die Aboriginal People ein Recht auf ihr ureigenes Land haben. Die Stämme erhoben Ansprüche auf nahezu 40% der Fläche Australiens. Die weißen Nutzer sollten nicht vertrieben werden, jedoch sollten sie den Ureinwohnern Wegerechte, Jagd auf Wildtiere, sowie die Durchführung religiöser Handlungen zugestehen.
1998 Wik-Gesetz: Die Forderungen der Ureinwohner werden eingeschränkt. Gebietsansprüche können nicht eingefordert werden, lediglich eine finanzielle Entschädigung.
1999 Verfassungs-Präambel abgelehnt: Ein Vorwort zur Verfassung, dass u.a. die Aboriginal People als erstes Volk Australiens anerkennen sollte, wurde abgelehnt.

4.5.3. Flora und Fauna

Vor dem Eindringen der weißen Siedler in Australien, gab es auf dem Kontinent Tier-und Pflanzenarten, die hochspezialisiert waren. Sie entstanden durch die Isolation, die die Folge der frühen Abtrennung Australiens von den anderen Kontinenten war. Diese nicht sehr widerstandsfähigen Arten waren jedoch nicht an die neuen Formen gewöhnt, die von den weißen Siedlern mit in das Land gebracht wurden.
Die neuen Siedler ihrerseits, waren sich der Sache nicht bewusst, dass sie mit ihren mitgebrachten Tieren und Pflanzen die Umwelt in Australien veränderten und sogar oft auch zerstörten. Viele der Beuteltiere, die seit den Aboriginal People auf dem Kontinent lebten sind dadurch ausgestorben, andere sind immer mehr davon bedroht auszusterben.

In Australien leben drei Tiere, die sehr bekannt und die nur auf diesem Kontinent zu finden sind:

Zum einen sind das die Kloakentiere. Zu ihnen gehören die Schnabeltiere und die Schnabeligel. Bei diesen Tieren handelt es sich um Säugetiere, die Eier legen und ursprüngliche, reptilienähnliche Merkmale besitzen. Da die Zitzen zum Säugen fehlen, wird die Milch von den Jungen von einem Milchdrüsenfeld aufgeleckt.
Die Kloakentiere sind keine Vorläufer der Säugetiere, die wir heute kennen. Sie zweigten sich vermutlich vom Stammbaum ab und vollzogen eine selbstständige Entwicklung.
Die Schnabeltiere sind sowohl an das Landleben, als auch an das Leben im Wasser angepasst. An den Hinterfüßen der Männchen befindet sich ein Giftsporn, in dem sich Gift befindet. Dieses kann auch den Menschen gefährlich werden.
Die Schnabeligel leben jedoch nur auf dem Land. Durch ihre Stacheln können sie sich besser zur Wehr setzen und sind deshalb auch weiter verbreitet.

Auch sehr bekannt sind die Beuteltiere, zu denen das Känguru und der Koala gehören.

Die Kängurus kommen in allen Größen vor, über 50 Arten sind bekannt. Sie können sich an die verschiedensten Lebensbedingungen anpassen.

Die Jungen der Kängurus kommen in einem embryonalen Zustand zur Welt, müssen dann den Weg in den Beutel ohne die Hilfe der Mutter zurücklegen und entwickeln sich dort weiter.
Für diese erste Reise sind sie gut ausgerüstet. Sie haben schon kräftige Ärmchen mit funktionsfähiger Muskulatur und die Finger sind schon zu Krallen ausgebildet. Die Hinterbeine dagegen sind noch nicht ausgebildet. Die größeren Känguruarten sind gesellige Tiere, jedoch kommt es somit auch häufig zu Streitigkeiten, die die Männchen mit Boxkämpfen und Fußtritten austragen.

Die Koalas gehören zu den Kletterbeutler. Koalas besitzen keinen Greifschwanz, sondern zwei Daumen, mit denen sie sich an das Leben auf den Bäumen angepasst haben. Sie sind auf Eukalyptus als Nahrung spezialisiert. Die Koalas sind sehr träge und langsam, deshalb haben sie eine lange Entwicklungszeit. Das Koalajunge klettert auch selbstständig in den Beutel der Mutter, der nach unten geöffnet ist. Nach sechs Monaten im Beutel wird das Junge noch ein halbes Jahr auf dem Rücken getragen.

Die eingeführten Esel, Pferde, Kamele und im Norden Australiens auch Büffel durchstreifen in Herden das Land.
Füchse und entlaufene Katzen sind wilde Tiere, die keine natürlichen Feinde haben und die australische Vogel-und Beuteltiere jagen, welche vom Aussterben bedroht sind.

Die schlimmste Plage in der Natur und auch das bekannteste Beispiel sind die Hasen und Kaninchen.
Sie wurden von den Briten nach Australien mitgebracht, weil sie dort nicht auf ihr Jagen verzichten wollten. Da die Hasen und Kaninchen aber auf dem isolierten Kontinent keine natürlichen Feinde hatten, gab es eine explosionsartige Vermehrung. Da hatten auch die britischen Jäger keine Chance mehr, die Anzahl dieser Tiere unter Kontrolle zu halten.
Es kam sogar zu einer Landplage. Nur durch die Einführung des für diese Pelztiere tödlichen Myxomatose-Virus konnte die Anzahl ein bisschen verringert werden. Jedoch haben sich Abwehrkräfte gegen dieses Virus gebildet und somit steigt die Zahl dieser Tiere langsam wieder an.

Auch die Rinder, die in Australien leben, machten der Umwelt schwer zu schaffen. Heute beseitigen die eingeführten Mistkäfer den Dung, den sie hinterlassen. Doch früher lagen diese Kuhfladen oft über Jahre hinweg trocken auf den Weiden und somit ist die Fliegenplage, die auch heute noch über das ganze Land verbreitet ist, den Rindern zu verdanken.

In der Pflanzenwelt war es die Stachelbirne, eine eingeführte Kakteenart, die erheblichen Schaden anrichtete.
Sie breitete sich im Osten Australiens auf einem Gebiet von 240000 km² aus und machte somit diese Fläche völlig nutzlos.
Erst die Raupe eines aus Argentinien kommenden Schmetterlings brachte das Ausbreiten dieser Stachelbirne unter Kontrolle.

5. Gegenwart

5.1. Aboriginal People

Die Aboriginal-Männer haben eine Alterserwartung, die 22 Jahre geringer ist, als die der weißen Australier. Bei den Aboriginal-Frauen beträgt die Differenz zu den weißen Australierinnen 15 Jahre. Die Gefahr, dass Aboriginal-Kindern, das erste Lebensjahr nicht beenden, ist viermal höher als bei weißen Kindern. Zwischen einem Viertel und der Hälfte der Aboriginal-Kinder bis zu drei Jahren sind unterernährt.
Die Sucht nach dem Alkohol ist sehr weit verbreitet, wofür die hohe Arbeitslosenrate der Aboriginal People ein Grund sein kann. Sie ist sechsmal so hoch wie bei den Weißen und das Einkommen ist nicht mal halb so hoch wie bei den Weißen.

Die Aboriginal People haben so gut wie keine Bildung. Viele haben nie eine Schule besucht. Die Ureinwohner, die auf dem Land leben, können teilweise ein Leben führen, das ihren alten Traditionen nahe steht. Für diejenigen, die in den Städten leben, ist es eher aussichtslos. Sie wohnen in den Elendsvierteln und leben ihr Leben zum Teil bis zum Ende häufig als Fürsorge-Empfänger.

Häufig ist bei ihnen der Kontakt zu den Mitgliedern ihres Stammes abgebrochen und somit können sie auch nicht wieder in ihr traditionelles Leben zurückkehren.

Nur von den jüngeren Generationen, meist Mischlinge, können einige eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen.
Es besteht ein starker Kontrast zwischen der herkömmlichen Lebens-und Wirtschaftsweise der Aboriginal People und jener der modernen Zivilisation. Die Aboriginal People arbeiten nur soviel, damit der momentane Bedarf gedeckt ist.
Die Aboriginal People besitzen kein Privateigentum. Alles was sich in ihrem Besitz befindet, gehört dem ganzen Stamm. Diese Lebenseinstellung steht im völligen Kontrast zu den weißen Australiern und deren Wettbewerbs- und Konsumgesellschaft.

Viele Aboriginal People stehen zwischen zwei Stühlen. Sie haben ihre Identität verloren. Sie kennen weder den Namen ihres Stammes, noch ihre Sprache. Bei den Ureinwohnern hat jeder einen persönlichen Talisman aus Stein oder Holz, worauf die Traumpfade der Ahnen eingraviert sind6. Wer diesen „Tjurunga“ nicht mehr besitzt, weiß nicht mehr, wer er ist.

5.2. Cathy Freeman

Cathy Freeman ist eine Nachfahrin der Aboriginal People. Sie wurde am 16. Februar 1973 mit dem Namen Catherine Astrid Salome Freeman in Mackay/Australien geboren.
Sie ist eine der weltbesten Sprinterinnen und wurde hauptsächlich durch die Olympischen Spiele 2000 in Sydney bekannt. Obwohl sie in ihrer Karriere als Sprinterin wegen ihrer Hautfarbe und ihrer Herkunft oft diskriminiert wurde, ist sie stolz darauf eine Aboriginal-Frau zu sein und zeigt sich stets selbstbewusst in der Öffentlichkeit.

Da sie zu ihrer Herkunft steht und sich mit den Aboriginal People identifiziert, macht sie die Probleme publik, die die australischen Ureinwohner haben. Auch sie selbst bekommt diese Probleme immer wieder zu spüren.

Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney wurde sie auserwählt, als teilnehmende Sportlerin und Vertreterin der Ureinwohner Australiens, das Olympische Feuer zu entzünden. Sie selbst sagt, dass der größte Moment in ihrer Sportlerkarriere, die Goldmedaille über 400m war, die sie in Australien, ihrem Heimatland gewann. Cathy Freeman ist die erste Aboriginal-Frau, die bei den Olympischen Spielen Gold holte.

Eine ganze Nation setzte ihre Hoffnungen in Cathy Freeman. In der Zeitung konnte Cathy Freeman immer wieder neue Erwartungen lesen, die an sie gestellt wurden. Der Druck der auf ihr lastete war riesig, denn sie wollte ihr Land, ihre Vorfahren und sich selbst nicht enttäuschen.
Als sie den 400m-Lauf hinter sich hatte, war sie froh darüber, dass sie alles gut überstanden hatte und dass es nun vorbei war.
Mit dieser Goldmedaille wurde sie den Erwartungen, die an sie gestellt worden waren gerecht. Cathy Freeman hat sich mit dem Sieg einen Kindheitstraum erfüllt, die erste Goldmedaille für ein Aboriginal People.

Die Ehrenrunde drehte sie barfuß und mit beiden Flaggen, der australischen und der schwarz-rotgelben der Aboriginal People.
Diese Geste ist normalerweise nicht erlaubt. Jedoch hatte der Präsident des IOC (International Olympic Committee) Juan Antonio Samaranch ihr persönlich seinen Segen dazu gegeben.

Ein weiterer Erfolg hatte Cathy Freeman im Jahr 1998, als sie zum „Australian of the year“ ernannt wurde.
Als jedoch nach den Olympischen Spielen 2000 in Sydney die Erfolge ausblieben, trat sie am 15. Juli 2003 vom Leistungssport zurück.
Cathy Freeman hat es geschafft, ihren Traum zu verwirklichen und ihr Ziel zu erreichen. Sie hat aber auch viele Aboriginal-Freunde, die Talent haben, aber sie haben keine Möglichkeit es zu fördern und auszuleben.

Was Cathy Freeman mit ihrem Sieg und ihrer selbstbewussten Haltung gegenüber ihrer Herkunft erreicht hat, ist ein großer Achtungserfolg für die Aboriginal People.

6. Perspektiven in der Zukunft

Für die Zukunft stellt sich die Frage in den Vordergrund, ob es sinnvoll ist, die Aboriginal People in das Leben der weißen Australier einzugliedern.
Die Aboriginal People selber sehen ihre Zukunft nur gesichert, wenn sie sich in die Natur zurück ziehen und von der weißen Entwicklung entfernt, einen Neubeginn starten können.
Sie haben auch schon bewiesen, dass dies möglich ist. Es sind schon wieder ein paar Siedlungen vorhanden, in denen die Aboriginal People ihr traditionelles Leben wieder aufgenommen haben und es leben.

Um wirtschaftlich überleben zu können, werden Rinder und Emus gezüchtet, sowie Kunstgegenstände und Malereien verkauft.
In der Teilrückgabe von Land sehen die Aboriginal People einen großen Schritt zur Selbstbestimmung, die Chance die jungen Aboriginal People wieder an das Land der Ahnen zu binden und so die spirituelle Verantwortung für die heiligen Stätten an die nächste Generation weiterzugeben.

Ein weiterer Hoffnungsträger für die Zukunft ist der Bergbau. Seit Ende der 80er Jahre arbeiten Aboriginal People oftmals in höheren Positionen bei der Eisenerzförderung.
Von der Tourismusbranche profitieren die Aboriginal People mittlerweile kräftig. Die Aboriginal People bieten Führungen und Touren für die Touristen an, welche an ihren heiligen Stätten vorbei führen. Jedoch sind diese Führungen heftig umstritten.

7. Kultur

7.1. Kunst

7.1.1. Sprache

Die Geschichte der australischen Sprachen beginnt 1845 mit der Entdeckung durch den deutschen Forscher Ludwig Leichhardt. Bei einer Reise ins Inland nahm er sich mehrere Aboriginal People zur Verständigung, doch zur Überraschung aller verstanden sie die Einheimischen im Landesinneren nicht.

Zu dieser Zeit existierten vermutlich ungefähr 400 verschiedene Sprachen und Dialekte.2 Eine genaue Angabe hierzu ist allerdings nicht möglich. Zum einen, weil die Sprachen über ein riesiges Gebiet verteilt sind. Vor allem aber, da es sehr schwierig ist, zwischen Sprachen und Dialekten zu unterscheiden. So kam O’Grady, zusammen mit Wurm und Hale, bei seinen Untersuchungen auf 230 Sprachen, welche Wurm im Jahre 1972 in 26 Familien einteilte. Hierfür benutzte er eine Vergleichsliste, bestehend aus 100 verschiedenen Worten.

Von diesen 26 Sprachfamilien konzentrieren sich 25 auf das Gebiet Arnhem Land und die Kimberleys im äußersten Norden des Kontinents. Die 26. Familie deckt die restlichen 90 Prozent Australiens ab. Ihr Name „Pama-Nyungan“ ist nach den Worten für „Mann“ in den geographischen Extrema Cape York „pama“ und der Perth-Gegend „nyunga“ benannt.
Heute sind viele dieser Sprachen vom Aussterben bedroht und noch mehr sind bereits verloren. So werden vermutlich nur noch 12 Sprachen von mehr als 500 Menschen gesprochen. Weitere 50 Sprachen noch von zehn bis 100 Menschen.

Am ehesten trifft man australische Sprachen noch in Queensland an. So sind dort vor allem die Sprachfamilien „Garrwa“ und „Pama-Nyungan“ vertreten, wobei sich letztere wieder in viele Sprachgruppen unterteilen lässt. So treten vor allem noch das „Kalaw Lagaw Ya“ oder auch „Aboriginal English“ auf.
Auch im North-Territory kann man noch Einheimisches vernehmen. Hier werden um Kimberley herum verschiedene Sprachfamilien wie z.B. „Burraran“ oder „Tiwian“ gesprochen. Von den Pama- Nyungan-Sprachen wird die „Wati-Gruppe“ vor allem durch das „Pitjantjatjara“ vertreten. In New-South-Wales sind nur die Pama-Nyungan der australischen Sprachfamilien vertreten. Jedoch sind die meisten, unter ihnen z.B. „Dhurga“, „Nganyaywana“ und einige mehr bereits ausgestorben oder wie „Kamilaroi“, welches vermutlich noch von 1 Familie gesprochen wird, vom Aussterben bedroht. Nur „Bandjalang“ ist noch durch mehrere Sprecher vertreten.
In Südaustralien gibt es außer „Karnisch“, „Narrinyeri“ und „Südwestaustralisch“ auch eine Vielzahl von Pama-Nyungan-Sprachen. Besonders zu nennen sind auf Grund ihrer Stärke „Pitjantjatjara“, die dritt-bis fünftgrößte Sprache, „Adynyamathamha“, „Antakorinya“ und das „Yankunytjatjara“. Viele andere Sprachen sind bereits ausgestorben, wie in den 60er Jahren das „Pirlatapu“.
In Westaustralien werden ebenfalls viele Pama-Nyungan-Sprachen gesprochen. Stark vertreten ist die „Wati-Gruppe“ mit sämtlichen Untergruppen. Doch es gibt noch etwa 20 weitere Gruppen.

Auch Non-Pama-Nyungan-Sprachen sind vertreten. Besonders die Familien „Nyulnyulan“, „Bunaban“ und „Wororan“.

Auf den Inseln dieses großen Kontinents wird, was australische Sprachen angeht, zumeist australisches Englisch und nur vereinzelt „Aboriginal English“ gesprochen.
Hierzu muss man erwähnen, dass die englische Sprache, im Gegensatz zu den grammatikalisch hoch entwickelten Aboriginal-Sprachen, für die Aboriginal People völlig ungeeignet ist, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Eine tatsächliche Schrift besaßen die Ureinwohner Australiens nicht. Sämtliche Informationen wurden entweder in Bildern festgehalten, oder durch sog. „Oral History“ überliefert. Die Nachteile beider Arten liegen auf der Hand. Die Zeichen und Symbole in den Kunstwerken der Aboriginal People waren, ebenso wie die Sprachen, von Stamm zu Stamm, ja sogar innerhalb eines Stammes äußerst unterschiedlich. Dies führte leicht zu Fehldeutungen. Das Problem der mündlichen Überlieferung ist leicht beschreibbar mit dem europäischen Spiel „Flaschenpost“. Hier hat das Wort am Ende oft keine Ähnlichkeit mehr mit der anfänglichen Aussage. Dies geschah wohl auch bei der Überlieferung durch die Aboriginal People. Manch einer vergaß wichtige Details, ein anderer erfand dafür Dinge hinzu.

7.1.2. Malerei

Die darstellende Kunst ist die wohl am besten ausgebaute Art der Aboriginal People sich auszudrücken. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Schrift bei ihnen nicht vorhanden war. So wurden Geschehnisse und Träume durch Bilder festgehalten. Die Kunst der Aboriginal People lässt sich in drei große Gruppen unterteilen. Diese sind die persönliche, die soziale und die sakrale Kunst. Wobei immer eine Farbpalette von 4 Farben, nämlich rot, schwarz, gelb und weiß, zur Verwendung kommt. Diese Farben werden aus verschiedenen Erdpigmenten gewonnen. Einen Begriff für die Farbe blau kennen die Aboriginal People nicht, für sie handelt es sich hierbei um eine Beigabe aus der Traumzeit. So werden die Erdfarben mit der greifbaren Welt in Verbindung gebracht, während blau und grün den fließenden, veränderlichen Himmel, das Wasser und die Wachstumszyklen von Blätter-und Blütenpflanzen widerspiegeln. Diese Einteilung entspricht beim Regenbogen dem Übergang vom unsichtbaren Ultraviolett bis zum Infrarot, mit anderen Worten, dem Übergang von der Traumzeit zur stofflichen Welt.

7.1.2.1. Persönliche Kunst

Die persönliche Kunst wird maßgeblich von den Frauen ausgeführt. Sie beinhaltet alles, was dem Lager und den damit verbunden Tätigkeiten zugeordnet werden kann. So also das Errichten des Lagers, das Sammeln von Nahrung und vieles mehr. Wohl gerade deswegen, weil Frauen diese Kunst anfertigen, enthält sie deutlich sexuelle Züge. Die Kunstwerke erzählen von Liebe, Zärtlichkeit, aber auch von der Fruchtbarkeit beliebter Sammelstellen, sowie von den Frauen selbst und ihrer Töchter. Da es sich um eine recht intime Kunstform handelt, werden diese Bilder meist nur in den vergänglichen Sand gezeichnet, während die dazugehörigen Geschichten erzählt werden. Es handelt sich also um eine audiovisuelle Form der Kommunikation, vergleichbar mit dem Film aus dem Fernsehen. Die stärkste Bedeutung erhält diese Kunstform wohl beim Errichten eines neuen Lagers, hier folgen die Aboriginal People dem Beispiel der Ahnenwesen, welche beim Errichten eines neuen Lagers Geschichten erzählt und dazu Bilder in die Erde gezeichnet haben sollen.

Doch nicht nur Frauen sondern auch Männer praktizieren die persönliche Art der Kunst. Diese hat jedoch weitaus andere Ziele. So gehen die Männer zu älteren Verwandten um sich von ihnen Geschichten erzählen zu lassen. Diese Geschichten, meist pikante Einzelheiten über Taten der Ahnenwesen, geben die Männer dann an die Frauen weiter, wobei sie äußerst erotische Symbole in den Boden zeichnen. Die Frauen hören wissbegierig zu. Und haben die Männer erst einmal genug Geschichten erzählt und genug solcher Symbole in den Boden gezeichnet, so beginnen die Frauen nach und nach damit die Männer mit den Ahnenwesen zu vergleichen. Dies wiederum weckt dann die Neugier, ob tatsächlich so viel hinter dem Manne steckt.

7.1.2.2. Soziale Kunst

Die soziale Kunst erscheint am ehesten bei Zeremonien in Form von Körperbemalung. Es handelt sich hierbei um eine besondere Form der Kunst, da das Malen eines Einzelnen auf eine gemeinschaftliche Ebene gehoben wird. So malen sich die Aboriginal People gegenseitig an und erzählen sich dabei Geschichten. Durch dieses Berühren und dem gleichzeitigen Zuhören wird die gegenseitige Kommunikation stark intensiviert.
Doch es gibt auch noch andere Formen der sozialen Kunst. So tauschen Männer um einen Streit zu beenden so genannte Kulthölzer aus. Hierbei handelt es sich um Äste oder andere Holzstücke in die die Männer verschiedene Muster schnitzen.
Eine weitere Form dieser Kunst sind Erdplastiken, welche für verschiedene Zeremonien geschaffen werden. Bei bedeutenden Ereignissen wie zum Beispiel einem Todesfall, können sich diese Plastiken über mehrere tausend Quadratmeter erstrecken. Die Männer formen gemeinsam bestimmte Symbole. Gesang und Tanz erklären dabei deren Bedeutung. Besonders erwähnenswert ist, dass auch diese sehr aufwendigen Erdplastiken nicht erhalten werden. Sie werden zerstört, sobald sie ihren Zweck in einer Zeremonie erfüllt haben.

7.1.2.3. Sakrale Kunst

Die sakrale Kunst beinhaltet immer eine Art der Verwandlung. Dies kann von bloßer Energie in Gestalt, von Ahnenwesen in Tiere, von Tieren in Menschen, aber auch von Menschen in Ahnenwesen sein. So gibt es z.B. ein Bild eines Kängurus, welches wie die Menschen Schmuck trägt. Ein anderes Beispiel für die sakrale Kunst sind die Energieringe, die bei besonderen Zeremonien in den Boden geformt und mit einer Mischung aus Erde und Blut gefüllt werden. Was diese Ringe zu tatsächlicher Kunst anhebt, sind die Vogelfedern, die jeden zweiten Ring schmücken.

7.1.2.4. Symbole

In sämtlichen Kunstformen, sei es nun die persönliche, die soziale oder die sakrale, spiegeln sich verschiedene Symbole wieder. Sie dienen dazu, bestimmte Geschichten zu erzählen. So werden häufig verschiedene Symbole aneinandergereiht. Ein gewisses Bild namens „Water Dreaming“ zeigt z.B. ein „U“ vor konzentrischen Kreisen und geschwungenen Linien. Das „U“ symbolisiert in diesem Fall einen sitzenden Mann, die konzentrischen Kreise ein Wasserloch und die geschwungenen Linien stellen fließendes Wasser dar. Somit lässt sich eine Geschichte eines Wassermanns, der Regen heraufbeschwört, interpretieren. Oft jedoch haben solch einfach scheinende Bilder einen ganz anderen Sinn, eine geheime Nachricht. Und vielleicht gelingt es ihnen gerade wegen solch einfacher Nachrichten den wesentlichen Inhalt für auserlesene Personen vorzubehalten.

Es gibt natürlich unzählige solcher Symbole mit ebenso vielen Bedeutungen. So steht das „U“ nicht nur für einen Mann sondern auch für Frauen und Kinder. Konzentrische Kreise haben viele Bedeutungen, z.B. stellen sie Lagerplätze, Wasserlöcher, oder andere bedeutsame Plätze dar.2 Geschwungene Linien können einen Regenbogen, Wasser, aber auch Blitze oder Schlangen darstellen.3 Handelt es sich jedoch um gerade Linien, so stehen diese eher für eine Reise.4 Die Bedeutung einiger weiterer Symbole sind in folgender Tabelle aufgeführt.

7.1.2.5. Bildvergleich

Anhand dieses Beispiels lässt sich darstellen, dass es sich bei der Kunst der Aboriginal People um eine narrative handelt. Beide Bilder wurden gemalt von Mabel Juli, geboren in Westaustralien und entstanden im Abstand von 4 Jahren. Beachtlich ist, dass diese, extrem unterschiedlichen Bilder, ein und die selbe Geschichte erzählen.

Ein Jäger Namens Juwurru kommt eines Tages mit einem Känguru von der Jagd zurück. Nachdem das Känguru gegessen ist, kommen die Stammesältesten zusammen, zeigen Juwurru zwei Mädchen und fragen ihn, welche der beiden er heiraten wolle. Juwurru überlegt eine Weile und zeigt dann auf eine andere Frau, die er zuvor gesehen hatte. Die Ältesten verwähren ihm diese, denn es ist seine angehende Schwiegermutter. Sie fragen ihn noch einmal, doch Juwurru bleibt bei seiner Entscheidung, woraufhin er aus dem Dorf verstoßen wird. Voller Zorn wandert er auf einen nahe liegenden Berg, dreht sich nochmals zurück und verflucht das Dorf. Daraufhin verwandelt er sich in den Mond. Die ihm zugesagten Frauen verwandeln sich in Wardul, den Morgen-und den Abendstern. Noch heute erinnert der Vollmond viele Aboriginal People an die Einhaltung der Heiratsgesetze.

7.1.3. Musik

Die Musik der Aboriginal People dient verschiedener Zwecke. Zum einen erzählen diese Lieder Geschichten über die schöpferischen Akte der Ahnenwesen während der „Creation Time“. So wird einer Person besondere Stärke nachgesagt, wenn sie viele solcher Lieder kennt.

Ein anderer Grund ist der, dass sich die Aboriginal People mit Hilfe der Musik, besonders mit Hilfe des Didgeridoos, in die Natur einfühlen können. So gehen Sie stets aufmerksam durch die Natur, lauschen dem Gewässer, dem Regen, dem Wind, dem Zwitschern der Vögel, aber auch deren Flügelschlag und anderen Dingen und versuchen diese Geräusche bestmöglich auf dem Didgeridoo nachzuspielen. Durch dieses Spiel auf dem Didgeridoo können sich die Aboriginal People in eine Art Trance versetzen und mit den Ahnenwesen in Kontakt treten.

Die Musik findet natürlich auch vielerlei Anwendung bei zeremoniellen Anlässen. Hierbei treten auch die verschiedensten Instrumente hervor.
Früher bestand Aboriginal-Musik über eine große Fläche Australiens aus einer singenden Gruppe, begleitet durch verschiedene Arten von selbstklingenden Schlaginstrumenten. In Nord-Queensland dürfen Begleitungen nur für Lieder aufdringlicher Musikarten, wie zum Beispiel dem Island-Style hinzugefügt werden.
In Anderen Regionen legt entweder der zeremonielle Anlass, oder aber der Stamm die Begleitung fest. So finden sich in den Liedern Instrumente wie Samenrasseln, so genannte „hohle Stämme“, nämlich Trommeln, Bullroarers, Clapsticks, Boomerangs und natürlich auch das Didgeridoo wieder. Die Stimme gilt allerdings als das wichtigste Instrument wobei das Händeklatschen, das Klatschen auf die Oberschenkel sowie das Klatschen auf das Gesäß durchaus üblich sind. Außerdem gibt es Informationen aus geschriebenen Werken und Musikstücken, wonach ungefähr 30 verschiedene australische Musikinstrumente und Mittel, um verschiedene Töne zu erzeugen, existieren. Außer den bereits erwähnten handelt es sich hier um Pfeifen aus Knochen, um aus Blättern gefaltete Pfeifen, um das Schlagen von Clapsticks auf hohle Äste, oder um das Aneinanderreiben zweier Gegenstände.

7.1.3.1. Didgeridoo

Für das Didgeridoo gibt es viele Schreibweisen und Bezeichnungen, die gängigsten sind „Didgeridoo“, „Didjeridu“, „Didjereedoo“ und „Hollow Lag“. Es handelt sich hierbei um eine lange Holzflöte und dem vermutlich ältesten Musikinstrument der Welt.
Seit einigen Jahren erfreut es sich steigender Beliebtheit. Bei uns wurde es erst 1998 richtig bekannt, als die Band Yothu Yindi gemeinsam mit Peter Maffay durch Deutschland tourte.

Heutzutage werden Didgeridoos sehr häufig, aus fast allen Materialien, maschinell gefertigt. Doch das originale Musikinstrument entsteht in der Natur. Termiten nisten sich in missgebildete Eukalyptusstämme ein und fressen dann das Holz von innen nach außen auf. Sieht ein indigener Australier dann einen solchen „Hollow Lag“, trennt er ihn ab, entfernt die restlichen, mit den Kakerlaken verwandten Termiten, schnitzt sich das Mundstück zurecht und versieht jenes mit etwas Bienenwachs. Besonders bevorzugte Materialien sind das „Stringy Bark“, das „Woolybutt“ und das „River Redgum“. Hierbei handelt es sich um verschiedene, in Australien auftretende Eukalyptusarten. Jedoch ist auch mindestens ein natürlich entstandenes Didgeridoo bekannt, welches aus einer Palme gefertigt wurde.

7.1.3.2. Clapsticks

Ein weiteres traditionelles Musikinstrument aus Australien ist bei uns unter anderem Namen bekannt. Es handelt sich um die Klanghölzer. Diese sind ein uraltes australisches Schlaginstrument, welches unter dem Namen Clapsticks bekannt ist. Clapsticks werden bei Zeremonien von beiden Geschlechtern der Aboriginal People gespielt. Angefertigt werden sie jedoch nahezu ausschließlich von Frauen aus den Materialien Quandong, Mulga oder Eukalyptus. Mulga ist am weitesten verbreitet, da es ein äußerst hartes Holz ist und daher eine hohe Resonanz besitzt. Gespielt werden diese Klanghölzer entweder paarweise, indem man einen „Stick“ locker in der Hand hält und mit dem zweiten „Stick“ herzschlagähnlich darauf klopft, oder indem man ein einzelnes Klangholz rhythmisch auf den Boden schlägt.

7.1.3.3. Bumerangs

Bumerangs dienen eigentlich eher als Jagdwerkzeug. Im Unterschied zu den bei uns bekannten Bumerangs, kehren diese Waffen nicht zum Jäger zurück, sondern folgen einer sehr geraden Flugbahn. In der Musik finden Bumerangs nur paarweise Bedeutung. So schlägt man zur musikalischen Begleitung zwei Bumerangs rhythmisch gegeneinander.1

7.1.3.4. Bullroarer

Das Schwirrholz, auch Bullroarer genannt, ist ein für Europäer sehr fremdes Musikinstrument. Selbst bei den Aboriginal People Australiens zählt diese ellipsenförmige Holzscheibe nicht als Musikinstrument sondern als Werkzeug um mit den Ahnen in Kontakt zu treten. So nimmt ein männlicher Aboriginal den Bullroarer am Seil und schwingt ihn über dem Kopf. Umgehend entsteht ein schwirrender Ton, welcher durch Ändern des Drehintervalls variabel ist.

7.1.3.5. Yothu Yindi

Die Band „Yothu Yindi“ wurde im Jahr 1986 gegründet. Gesprochen wird es, auf englischer Grundlage, als „yo-thoo yin-dee“. Dies heißt soviel wie „Mutter und Kind“ und weist vor allem auf die verwandtschaftlichen Beziehungen unter den Clans im Nordosten Arnhemlands hin.
Bereits während der Gründungsphase wurde die Band als einzigartig erkannt, da sie die Töne und Instrumente des westlichen Rock´n´Roll mit Liedern und Darbietungen, welche mehrere 10.000 Jahre alt sind, vermischten. So vereinen Yothu Yindi in ihren Liedern zwei, sich völlig verschiedene, Kulturen.
Yothu Yindi zeigt die Stärke der Aboriginal-Kultur, indem Sie von ihrer Geburtsstunde an auch Non-Aboriginal People in ihrer Band hatten. Außerdem präsentieren Sie sich Non-Aboriginal People aus aller Welt und bieten ihnen die einmalige Gelegenheit einen Blick in diese Kultur zu werfen.
Zwei Jahre nach ihrer Gründung veröffentlichte die Band ihr erstes Album, „Homeland Movement“. Die Besonderheit an diesem Album ist, dass es an nur einem Tag vollständig aufgenommen wurde und dass es einen Vertrag mit Australiens größter Musikfirma „Mushrooms“ mit sich brachte. Noch im selben Jahr gingen Yothu Yindi gemeinsam mit „Midnight Oil“ auf Tournee in den USA und Kanada. Außerdem erlang der Frontmann „Mandawuy Yunupingu“ als erster indigener Australier den Ausbildungsgrad des „Bachelor of Arts“.
Im Jahr 1990 folgte eine Tournee durch Neuseeland, gemeinsam mit „Tracy Chapman“. Bereits ein Jahr später sicherten sich Yothu Yindi mit der Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Tribal Voice“ einen Platz in der australischen Rock-Geschichte. „Tribal Voice“ dominierte über Große Teile der Jahre 1991 und 1992 die nationalen Charts. Besonders die Single „Treaty“, welche das erste in Aboriginal-People-Sprache veröffentlichte Lied war, trug zum Erfolg dieses Albums bei. Diese Single schoss in die Top 20 der australischen Charts und hielt sich dort über 22 Wochen. Bei den „Australian Performing Rights Assosiation Awards“, kurz „APRA Awards“ wurde „Treaty“ zum Lied des Jahres gewählt. Zusätzlich wurde es bei den „Australian Record Industry Association Awards“, kurz „ARIA Awards“ zum Lied des Jahres und zur besten australischen Single gekürt. Das von „Stephen Michael Johnson“ erstellte Musikvideo bekam bei den „Australian Music Awards“ und bei dem Musiksender „MTV“ den Preis für das beste australische Musikvideo. Nachdem die Band viele weitere Erfolge feiern durfte, nahm sie ihr fünftes Album teils in Dublin, teils in Bayern auf. Es folgte eine Tour durch Deutschland, gemeinsam mit „Peter Maffay“. Im Jahr darauf folgten Tourneen durch den Vietnam, Neuseeland, Australien, Deutschland, Österreich, Holland und Großbritannien. Doch nicht nur durch diese Konzerte wurde die Band weltweit bekannt. So trugen auch die Auftritte bei der Abschlusszeremonie der „Olympischen Spiele“, sowie bei der Eröffnungszeremonie der „Paralympics“ im Jahr 2000 ihren Teil dazu bei.

7.2. Ethnologie

7.2.1. Zeugung

Die Zeugung ist bei den Aboriginal People relativ einfach, aber leider wissenschaftlich total unlogisch. Sie gehen nämlich davon aus, dass eine einzige Eizelle ein winziges Spermium aufnimmt. Außerdem lebt der Geist des Kindes schon vor der Zeugung, und es erscheint dem Vater im Traum, oder bei der Jagd. Sie finden es auch wichtig herauszufinden wo der Geist des Kindes herkommt. Der Mann kann das Geistkind vor seinem geistigen Auge sehen, seine Stimme im Wasser oder im Wind hören. Es kann aber auch die Gestalt eines Tieres annehmen und sich als Beute fangen lassen. Das Geistkind veranlasst den Vater, der sofort erkennt ob es sich um ein Geistkind handelt, dazu, es zur Mutter zu bringen. Wenn der Vater mit dem Geistkind bei seiner Frau ankommt, vollziehen die beiden den Geschlechtsakt sobald als möglich. Danach könnte der Mann zu seiner Frau etwa so etwas sagen wie:

„ Ich habe gestern ein Kind gefunden, es ist jetzt in dir. Ich habe es soeben hineingetan.“

Wenn das Kind in der Frau „platziert“ wurde, sagen die Aboriginal People, dass das Geistkind zum Spermakind geworden ist. Zu diesem Zeitpunk gehört das Kind schon zum Stamm. Entweder zur mütterlichen Seite, oder zur väterlichen. Diese Einteilung bestimmt dann sein ganzes Leben, denn davon ist sein Verhältnis zu Tieren und Pflanzen abhängig.

Ein Geistkind muss aber nicht zum Spermakind werden, es kann auch als Geistkind auf die Welt kommen, denn Frauen können auch geistig befruchtet werden. Hierzu kommt es, wenn eine Frau mit einer heiligen Kraft, an einem heiligen Ort in Berührung kommt. Wenn eine Frau dies möchte, kann sie, ohne einen Mann, ein Geistkind „anziehen“, indem sie sich zu einer „Fruchtbarkeitshöhle“, zu welcher in der Regel nur Frauen Zutritt haben, begibt. Eine solche Höhle findet man beispielsweise am Uluru. Frauen reiben dort ihren Körper an den Felswänden um ihre Fruchtbarkeit anzuregen. „Danach setzen sie sich in die Nähe von Wasserlöchern, Felskonfigurationen oder Baumgruppen, wo Geistkinder oft gesehen werden, um ein solches in ihren Schoß zu locken.“ Spürt die Frau einen Unterleibschmerz und Übelkeit zeigt die Frau ihrem Mann diese Stelle. Der Mann versucht dann herauszufinden was für „Ahnenkräfte“ an diesem Ort gewirkt haben. Dieses Ahnenwesen, welche für die Kraft verantwortlich war, gilt als Erzeuger des Kindes und bestimmt sein Verhältnis zur Natur. Aboriginal People die als Geistkinder geboren werden sind dann ihr ganzes Leben damit beschäftigt ihre „Seelenverwandten“ zu finden.

7.2.2. Liebe

Die Aboriginal People haben drei verschiedene Arten von Liebe. Sie unterscheiden zwischen der sozialen, persönlichen und rituellen Liebe.

7.2.2.1. Soziale Liebe

Unter sozialer Liebe verstehen die Aboriginal People die Wahl des Ehepartners und somit die Verpflichtung vor dem Stamm und der Gesellschaft. Die Wahl des Ehepartners ist allerdings eine sehr komplexe Angelegenheit, die sich wiederholt, da Aboriginal People Polygamie vollziehen. In erster Linie werden Stämme entweder nach weiblicher oder nach männlicher Linie eingeteilt. Bei Stämmen mit einer weiblichen Linie darf der Mann sich eine Frau aussuchen, die nicht mit ihm verwandt ist, am häufigsten wird jedoch die „Kreuzcousine“ gewählt. Die Kreuzkusine gilt als nicht mehr verwandt, obwohl sie die Tochter der Tochter eines Großonkels mütterlicherseits ist. Von natürlicher Seite gesehen, haben Aboriginal People somit nicht viele Kreuzcousinen, da sie allerdings neben ihrer Blutsmutter (biologischen Mutter) noch mehrere Mütter (Hautmütter) haben, haben sie auch mehrere „Kreuzcousinen“. Eine Hautmutter wird man durch „soziale oder kategoriale“ Bestimmungen. So sind auch alle Tanten des Mannes seine Mütter. Dieses komplexe Prinzip ermöglicht eine enorme Auswahl an Ehepartnern. Ein Knabe nennt schließlich auch die Schwester des Vaters seiner Angetrauten Hautmutter, wodurch ein weiteres Beziehungsmuster aufgebaut wird, aus dem er zukünftige Frauen erhalten kann.
In einem Stamm mit einer väterlichen Linie ist es genauso kompliziert, nur dass der Mann eine Frau wählen darf, welche die Tochter einer Tante väterlicherseits ist.
Da aber bei allen Stämmen der Aboriginal People Exogamie herrscht, das heißt, dass der Ehepartner außerhalb des Stammes gefunden werden muss, wird die Angelegenheit noch komplizierter als sie ohnehin schon ist. Sollte eine Frau von außerhalb des Stammes gewählt werden, wird sehr stark auf die aufkommenden Handelswege und auf mögliche Kriegsstrategien geachtet.
Zusätzlich zu den beiden Möglichkeiten eine Frau zu wählen, kommt noch hinzu, dass Frauen, meist sogar schon vor ihrer Geburt, versprochen werden. Auch Männer können versprochen werden, sie dürfen aber erst mit Mitte 20, nach ihrer Initiation, heiraten. Frauen dürfen dies kurz nach dem Ende ihrer Pubertät. Ein Paar könnte auch schon vor der Initiation „intime Beziehungen“ aufnehmen, dann muss der Mann allerdings in der Lage sein, für Frau und Kind zu sorgen, sonst wird diese Art von Beziehungen nicht geduldet. Nebenbei finden, während die Ehe versprochen wird, kleinere Rituale unter den Müttern statt. Der Vater der Braut gibt sie frei, in dem er ihr einen Speer zwischen die Beine in den Boden rammt während sie schläft. Der Speer wird dann dem zukünftigen Ehemann gegeben, ab dann „gehört“ sie ihm.

7.2.2.2. Persönliche Liebe

Die persönliche Liebe der Aboriginal People ist ihr vor-oder außereheliches Leben. Hierbei wird als Liebespartnerin meist die Kreuzcousine gewählt. Diese Art der Liebe darf nur in strengster Heimlichkeit vollzogen werden. Obwohl Polygamie bei den Aboriginal People herrscht, ist es für den Ehepartner ein Ärgernis, wenn der Partner eine Liebesbeziehung nebenher führt. So schlafen Ehefrauen meist in einer Art Spirale um ihren Mann herum, um so, sobald dieser eingeschlafen ist, zu ihrem Geliebten zu eilen. Jedoch sind „aufgedeckte“ Beziehungen oft ein Grund für Wortgefechte und Schimpfkanonaden. Solche Liebesbeziehungen sind allerdings nicht von langer Dauer, da sie die Ehe nicht beeinträchtigen dürfen. Wenn ein Paar allerdings versucht „durchzubrennen“, kann es von der Familie des Ehemanns verflucht oder bestraft werden. Wird die Beziehung dennoch nicht beendet, muss die Familie des neuen Partners den alten Partner entschädigen.
Sollte dieser mit der Entschädigung zufrieden sein wird das neue Paar schließlich geehelicht. Sollte das neue Paar eine verbotene verwandtschaftliche Beziehung sein, „droht ihnen eine harte körperliche Bestrafung“ – manchmal sogar der Tod.

7.2.2.3. Rituelle Liebe

Diese wird unter dem Punkt 3.3.5 beschrieben.

7.2.3. Sexualität

Frauen werden gleich nach ihrer Pubertät verheiratet. Das bedeutet, dass sie auch bis ins hohe Alter ein sehr aktives Sexualleben haben. Sie werden schon zwischen 12 und 18 Jahren schwanger und vermeiden eine spätere Schwangerschaft. Für einen Mann ist es das Höchste mit einer alten Frau eine sexuelle Beziehung zu führen, denn je älter eine Frau ist desto mehr „Liebeszauber“ besitzt sie. Dies bedeutet dass sie ein reiches „ Sexrepertoir “ haben. Auch sehr wichtig für einen Mann ist, dass seine Sexpartnerin nicht sexuell frustriert ist. Denn wenn eine Frau keine Lust mehr auf Sex hat, gilt sie von einem bösen Zauber befallen. Da Männer bei den Aboriginal People mehrere Frauen haben dürfen sind sie gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert wenn eine dieser Frauen keine Lust auf Sex mehr verspürt. Denn ein Mann ist, egal welche Anzahl von Frauen er hat, für ihre Ernährung und Befriedigung zuständig.

7.2.4. Todesursachen

Aboriginal People unterscheiden, genau wie unsere Gesellschaft, zwischen natürlichen oder unnatürlichen Todesursachen. Zu den natürlichen Todesursachen zählen schwere Verletzungen bei bewaffneten Auseinandersetzungen, bekannte, tödlich endende Krankheiten, Altersschwäche oder der frühe Säuglingstod.
Bei den unnatürlichen Todesursachen wird meist angenommen, dass Zauberei im Spiel ist. Sollte ein Aboriginal People im mittleren Alter gestorben sein und er war nicht erkrankt oder verwundet, so wurde vermutet, dass es einen verborgen Grund dafür gibt. In den meisten Fällen wurde an schwarze Magie geglaubt, die z.B. aus Rache eintritt, wenn man gegen ungeschriebene Gesetze verstoßen hat. Dies könnte der Fall sein, wenn ein Aboriginal People absichtlich heilige Orte beschädigt, oder die Heiratsregeln bricht. Diese schwarze Magie kann entweder durch einen mächtigen Aboriginal People-Mann, oder sogar von mehreren Männern, die Erfahrung mit dem so genannten „Zauber-oder Zeigeknochen“ haben, angewendet werden ( bei manchen Stämmen wird ein Diamant anstatt des Knochens verwendet). Dieses Ritual wird unter 3.3.6.1 beschrieben.

7.2.5. Seelenvorstellungen

Die australischen Ureinwohner glauben an ein Leben nach dem Tod. Und da bei ihnen der menschliche Körper aus mehreren Teilseelen besteht, welchen verschiedene Aufgaben zukommen, verlassen sie den Körper und suchen einen neuen Bestimmungsort. Die meisten Seelen kehren zu dem Ort zurück von dem sie stammen bzw. an den gleichen Ort an den Geistkinder sich aufhalten. Diese Seelen werden „spirit“ genannt. Der Teil der Seelen, der in der Umgebung des Körpers bleibt, wird als „ghost“ bezeichnet und könnte unter Umständen Unheil unter den Verbliebenen anrichten. Aus diesem Grund widmen die Angehörigen der Seele eine besondere Aufmerksamkeit. Bevor jedoch geklärt wurde, welche Seele welche Aufgabe hat bzw. an welchen Bestimmungsort sie kommt, besteht ein äußerst kritisches Zwischenstadium.
In diesem Zwischenstadium wird der Tod besiegelt und die Seelen können an ihren Bestimmungsort. Sobald die Seelen den Körper verlassen haben, wird der Verblichene bestattet.

7.3. Rituale

Nur wenige Menschen werden derart von ihren Ritualen gelenkt wie die Aboriginal People. Ihre umfangreiche Geschichte hinterließ ein zeremonielles Vermächtnis, das sich fast über jeden Aspekt des Lebens erstreckt. Dieses Vermächtnis ist so alldurchdringend, dass die Aboriginal People kaum in der Lage sind, ihren Lebenskurs zu ändern. Ritus und Ritual beherrschen alle Übergänge zu neuen Lebensabschnitten wie Geburt, Jugend, Reife und Tod. Ihre Ahnen vollzogen auch Zeremonien für soziale, sexuelle und eheliche Beziehungen. Die Welt des Aborigines ist ein komplexer Ereigniskalender, der die Existenz auf Erden ganz und gar umspannt, so dass er seine Individualität kaum außerhalb der von Stammesgesetzen bestimmten Ordnung geltend machen kann.

7.3.1. Schöpfungs-Initiations-Ritual

Initiation ist das rituelle Einführen eines Anwärters in eine Gemeinschaft. Bei den Aboriginal People bedeutet es, bei Männern wie bei Frauen, einen Übergang vom Kind zum erwachsen werden.

Frauen haben ihre Initiation mit dem Einsetzen ihrer ersten Menstruation, also sobald sie geschlechtsreif sind. Männer müssen warten bis sie Mitte 20 sind. Jedoch werden Aboriginal People erst wenn sie verheiratet sind von ihren Stammesmitgliedern als erwachsen bezeichnet.

Bei diesem Ritual, welches meistens nur von den im Norden Australiens lebenden Stämmen vollzogen wird, widmen sie sich dem Prinzip von Schwingungen und Erdresonanz. Bei dem Schöpfungs-Initiations-Ritual, einem ihrer heiligsten Zeremonien, wird ein auf die Erde gemaltes Bild verwendet, in dem der erste Schöpferische Ahne, durch einen großen Kreis konzentrischer roter und weißer Ringe dargestellt ist. Die roten und sowohl auch die weißen Ringe bestehen aus Erde und Blut, das rituell den Adern initiierter Männer entnommen wurde. Dieses Blut-Erde- Gemisch wird dann geformt und ausgehärtet. Zu den weißen Ringen, die die gleiche Grundbehandlung wie die roten Ringe erfahren, werden noch Tausende von weißen Vogelfedern auf ihrer Oberfläche angebracht.

Dieses Ritual findet an einem abgelegen, heiligen Ort statt, der nur initiierten Männern bekannt ist. Dort wird auf die Stelle gemalt, an der der Ahne aus der Erde in die Traumzeit gekommen sein soll. Von den Eingeborenen wird dieses Ereignis folgendermaßen beschrieben:

“ Obwohl der Ahne schlief, dachte er. Seine Wünsche blitzten durch seine Gedanken und ließen Tiere aus seinem Nabel und seinen Achselhöhlen herauskommen.“

Wenn die Zeremonie fortgeschritten ist, dann nehmen drei initiierte Männer in einem Kreis junger Initianden Platz. Die jungen Männer liegen auf dem Boden und drücken Ohren und Brust gegen die Erde. Der Stammesälteste in der Mitte hält einen langen, schweren Holzstab, der ebenfalls von oben bis unten mit roten und weißen Ringen versehen ist und oben eine Krone aus weißen Federn trägt. Der Alte sitzt im Schneidersitz, den Stab, welcher von den Aboriginal People „Numbakul“ genannt wird, was „ewiges Brennen“ bedeutet, vor sich. Er hebt und senkt ihn und trommelt so auf die Erde. Die Farben des Stabes und des Kreises, sowie die Schläge auf den Boden sollen das Dualitätsprinzip darstellen, welches sich am offensichtlichsten in den beiden Geschlechtern zeigt. Den am Boden liegenden schweigenden Initianden wird ein Lied vorgesungen. Das Lied endet mit dem Sonnenuntergang und der Älteste stampft die ganze Nacht, mit der Hilfe der beiden Männer die neben ihm sitzen, den Numbakul dauernd auf den Boden. Die jungen Initianden liegen reglos und nackt da und nehmen die Vibrationen aus dem Erdreich auf. Sobald die Dämmerung heran bricht, beginnen initiierte Männer, die still im Busch gesessen haben, zu singen [...].

Frauen dürfen diesem Ritual nicht beiwohnen, jedoch haben auch sie ihre Zeremonien, um sich in geistige Zustände zu versetzen, leider konnte bis heute noch niemand von einem solchen Ritual berichten.
Die Aboriginal People praktizieren dieses Ritual, um ihre drei mystischen Verbindungen in ihrer Kosmologie zu betrachten durch welche sie erschaffen wurden. Dies sind die Beziehungen zwischen Raum und Bewusstsein, zwischen rhythmischen Zyklen sowie Lebens-und Denkmustern und jene zwischen dem Körper der Erde und den Träumen der Ahnen.

7.3.2. Geburt

Das Geburtsritual ist, bis auf kleinere Abweichungen, bei allen Stämmen der Aboriginal People gleich. Im Morgengrauen verlassen die zukünftige Mutter und ihre Mutter das Lager und begeben sich an einen geschützten Ort in der Nähe einer mit Wasser gefüllten Felsmulde. Die Großmutter macht aus herumliegenden Gräsern und Hölzern ein Feuer in einer kleinen Vertiefung, welche sie vorher mit den Händen aushub. In dieses Feuer streut sie getrocknete Kräuter aus einem Umhängebeutel. Die schwangere Frau stellt sich einige Minuten über das Feuer, so dass der duftende Rauch ihren nackten Körper einhüllt. Die zukünftige Mutter setzt sich vor eine einsame Akazie und ihre Mutter beginnt ihr den Rücken mit kräftigen, kreisförmigen Bewegungen zu massieren. Danach drückt sich die Hochschwangere ihren Rücken an diesen Baum und beginnt zu pressen. Der Baum überträgt einen Energiestrom auf das Rückrat der Mutter – die Erde schenkt gebärende Kraft. In der Zwischenzeit gräbt die baldige Großmutter einen Graben zwischen den Beinen der Mutter.

Sobald das Kind zu sehen ist, muss die Großmutter eine wichtige Entscheidung treffen. Ist das Baby zu früh geboren, schwach oder schwer missgebildet, oder war die Mutter selbst während der Schwangerschaft krank oder geschwächt, kann die alte Frau beschließen, das Neugeborene mit Sand zuzudecken und es an eben der Stelle zu begraben, wo es geboren wurde.

Dies muss schnell geschehen, bevor die Mutter den Schrei des Kindes wahrnimmt, da sie sonst eine Bindung zu ihrem Kind entwickelt. Wenn die Geburt gelingt, was übrigens meistens der Fall ist, beißt die ältere Frau die Nabelschnur durch. Nun wird das Kind aus dem „Erdloch“ gehoben und die Plazenta vergraben. Dieser Fleck Erde ist der Geburtsort des Kindes, und er wird sein Wesen und seine rituelle Pflichten gegenüber dem umgebenen Land Zeit seines Lebens prägen. Das Kind wird von der älteren Frau kurz Kopfüber über das Feuer gehalten und kurz darauf mit Sand und Asche eingerieben, was nicht nur eine hygienisch sinnvoll, sondern auch eine rituell bedeutsame Reinigung ist. Mit einem Stein wird ein Stück Nabelschnur abgetrennt, zu einem Band gedreht und dem Neugeborenen um den Hals gebunden. Dies gilt als Sinnbild für die geistige Verbindung, die es dem Kind ermöglichen wird, die Sprache des heiligen Wissens zu lernen, die wie eine Spirale bis zu den Großen Ahnen und zum Anbeginn der Zeit zurückreicht.

Die alte Frau nimmt das Kind und geht mit ihm aus Sichtweite der Mutter und haucht ihm seinen Totemnamen in die Nase. Sie bilden die Grundlage für sein Wissen um Pflanzen, Tiere und Erde und für seine Verpflichtungen und seine Achtungen ihnen gegenüber. Hierbei nennt die Geburtshelferin, das gesunde, wohlgeformte Kind, schlecht, hässlich und nutzlos. Sie will damit erreichen, dass die bösen Geister das Interesse an dem Kind verlieren. Das Kind wird dann in die Rinde eines Papierrindenbaums gehüllt und in ein Parraja oder Pitchi, einer länglichen Holzschale, gelegt und zu seiner Mutter gebracht.
Die Tage nach der Geburt verbringt die Mutter und ihr Kind noch am Geburtsort des Kindes. In dieser Zeit ist es allen männlichen Stammesmitgliedern untersagt, die beiden zu sehen. Der Vater des Kindes ist jedoch dafür verantwortlich Mutter und Kind mit Nahrung zu versorgen. Die Geburtshelferin übergibt die Beute des Vaters der Mutter.

Dieses Verhalten zeigt, wie groß die Achtung der Aboriginal People vor dem Gebären als einer Kraft und Fähigkeit der Frauen ist und ausschließliches Merkmal des allumfassenden Weibchens anerkennen.

In der Zeit vor und nach der Geburt des Kindes muss die Mutter strenge Ernährungstabus beachten. In einigen Fällen z.B. solange kein Fleisch essen, „bis die Haut des Kindes dunkler wird“. Auch der Vater muss bei manchen Stämmen, während der Schwangerschaft der zukünftigen Mutter, einige Nahrungsverbote beachten. Dieses Verbot wird allerdings, sobald das Kind geboren ist, aufgehoben. Um der werdenden Mutter die Geburt zu erleichtern und um das Geschlecht des Neugeborenen zu bestimmen, so glauben die Aboriginal People, muss der Vater während der gesamten Schwangerschaft Enthaltsamkeit ausüben.
Wenn die Mutter das Lager wieder betreten hat, bleibt sie zunächst einige Zeit bei der Geburtshelferin, erst dann zieht sie wieder zum Vater des Kindes. Dieser ist jedoch die ganze Zeit für die Ernährung der beiden verantwortlich, bleibt allerdings immer im Hintergrund.

7.3.3. Hochzeit

Die Eheschließung von Aboriginal People ist, im Gegensatz zu anderen Ritualen, ein relativ einfaches Ritual. Das zukünftige Ehepaar setzt sich, schon kurze Zeit nach ihrer Initiation, wortlos auf den Boden vor die anderen Stammesmitglieder. Diese gehen allerdings weiterhin ihren täglichen Aufgaben nach.
Der Mann überreicht der Frau ein kleines Gefäß aus Holz, das zu den traditionellen Werkzeugen des Feuermachens gehört. Sie hält es sorgfältig über etwas trockenes Gras, während er den anderen Teil des Feuerwerkzeugs – einen kleinen Holzstab – rasch darin herumdrehte, bis das Gras durch die Reibung so heiß wurde, das es Feuer fing. Als das Feuer entfacht war, schauten sich Mann und Frau in die Augen, und damit war die Ehe geschlossen.

7.3.4. Scheidung

Scheidungen kommen bei Aboriginal People selten vor. Daher ist dieser Vorgang ebenfalls mit einem relativ einfachen Ritual verknüpft. Sollte dennoch eine Frau unglücklich sein oder wird sie von ihrem Mann brutal misshandelt, so kann der ältere Bruder der Frau, in Absprache mit seiner Familie, eingreifen. Er gibt dem Ehemann eine geflochtene Haarsträhne seiner Frau. Schneidet der Ehemann die Strähne durch gilt die Ehe als aufgelöst. Sollte er sich weigern, muss die Familie weitere Verhandlungen führen und eventuell Geschenke machen damit die Ehe letztendlich annulliert wird.

7.3.5. Sexuelle Rituale

7.3.5.1. Monsunritual

Für die Stämme, die sich in Mittelaustralien ansiedelten, ist dieses Ritual besonders wichtig, da sie die Zeit zwischen den Regenzeiten in Menstruationszyklen messen. Durch den rituellen Geschlechtsakt, den junge Mädchen, die während des Monsuns menstruieren, vollziehen, wird die Kraft des Regens eingefangen und verstärkt. Am besten geeignet für dieses Ritual sind Mädchen, deren erste Menstruation zu Beginn, dieser lebensspendenden Regengüsse einsetzt. In der Vorstellung der Aboriginal People werden weibliche Wolken durch den Geruch von Blut und Spermaflüssigkeit vergrößert und das lebenswichtige Nass beginnt vom Himmel zu fallen.

7.3.5.2. Feuerzeremonie

In diesem Ritual, welches mehrere Tage andauert, werden die normalen Verhaltensregeln ausgesetzt. Der Höhepunkt besteht darin, dass hohe Stangen, welche an ihren Spitzen mit trockenen Palmblättern umwickelt sind, angezündet werden. Diese versprühen einen Funkenregen welcher auf die am Boden tanzenden Stammesmitglieder herabfällt. Da in dieser Zeit alle Regeln außer Kraft treten ist es dem Ehemann erlaubt, vor allen anderen Stammesmitgliedern, mit seiner Schwiegermutter den Geschlechtsakt zu vollziehen. Diese darf er im Normalfall nicht mal ansehen, ganz davon zu schweigen mit ihr zu sprechen. Andere männliche Mitglieder des Stammes vollziehen gegenseitigen Analverkehr, Frauen benutzen, um ihre Männer anal zu befriedigen, einen Grab- oder Schlagstock. Dieses Ritual wird abgehalten, damit sich alle Stammesgliedern mit der Natur verschmelzen können. Sie möchten auch eine Verbindung zu den hemmungslosen, schöpferischen Ahnen schaffen.

7.3.6. Todesrituale

7.3.6.1. Bone-pointing

Wenn ein Ureinwohner mit dem „Zeigeknochen“ bestraft wurde, mussten die Männer den Knochen auf das Opfer richten oder es wurde auf den Ort gezeigt an dem sich das Opfer oft aufhält. Während dessen singen die Männer Lieder. Man nennt dies „bone pointing“ oder freier übersetzt „Totsingen“. Sollte der Knochen nach dem Singen vergraben oder verbrannt werden, so tritt der Tod sofort ein. Dieser Vorgang wurde übrigens noch nie beobachtet und ist sogar unter den Aboriginal People streng geheim.
Die Stärke des Zaubers hängt von der Macht und der Stärke der Männer ab, die ihn verhängen. Je nach dem werden dem Opfer stärkere oder schwächere tödliche Substanzen in den Leib gesungen. Das Opfer wird nach der „Behandlung“ zu einem antriebslosen, schwachen Bündel, das unweigerlich sterben wird.
Das Opfer kann kaum gerettet werden, außer ein Medizinmann schafft es die Substanzen aus dem Körper lösen. Die Meisten die tot gesungen wurden, erkannten dies sehr schnell und bereiteten sich auf den Tod vor.

7.3.6.2. Bestattungen

Ob Feuer-, Erd-oder Seebestattungen, bei den Aboriginal People sind alle Formen von Bestattungen bekannt, die auch bei uns angewandt werden. Allerdings gibt es bei ihnen auch die so genannte Sekundärbestattung.

7.3.6.2.1. Erdbestattung

Gestorbene wurden bei der Erdbestattung meist knapp unter der Erde vergraben. Die Gräber wurden mancherorts mit Holzbalken oder besonders festen Erdstücken umrandet. Man unternahm dies, um zu sichern, dass der Geist des Toten zunächst im Grab bleibt. Andererseits um die Leiche vor Tieren zu schützen. In anderen Gegenden Australiens wurden die Toten in Rindenstücke eingehüllt und dann vergraben oder es wurden Hütten, ebenfalls aus Rindenstücken, errichtet. Auf diesen Hütten wurden dann Bilder gemalt oder Muster hinein geritzt, welche Hinweise auf die Identität und Herkunft des Toten gab. Dies ist zu vergleichen mit dem Grabstein, der in unseren Breitengraden üblich ist. Der Platz für die Bestattung konnte zwar frei gewählt werden, allerdings bevorzugte man Orte an denen schon mehrere Aboriginal People begraben wurden. Am besten sollte der Platz von Bäumen umkreist sein, da die Seele des Toten nicht die Begräbnisstätte verlassen sollte, um kein Unheil anzurichten. Jedoch sind dies nicht Friedhöfe, so wie wir sie kennen, da man nicht zu viele Seelen in einem Areal wollte und diese Gegenden sehr mied. So wie bei vielen Völkern auf der Erde werden auch bei den Aboriginal People den Verblichenen persönliche Habseligkeiten mit ins Grab gelegt. Dies können Waffen, Werkzeuge oder auch Schmuck sein. Was als sehr wichtig befunden wurde, war die Versorgung mit Trinkwasser im Jenseits. Aus diesem Grund gab man dem Toten ein Wassergefäß mit, in dem der Weg zur nächsten Wasserstelle eingeritzt war. Die Angst davor, bei einer Bestattung von schon vorhanden Seelen befallen zu werden wurde ausgeschaltet in dem man die Trauerzeit strikt einhielt.

7.3.6.2.2. Feuerbestattungen

Bei Feuerbestattungen wurde der komplette Leichnam mit all seinen persönlichen Habseligkeiten verbrannt und die Überreste wurden dann, ähnlich wie der Leichnam bei Erdbestattungen, in Rindenstücke eingehüllt und begraben.

7.3.6.2.3. Sekundärbestattung

Bei dieser Bestattungsform wird der Leichnam längere Zeit in Baumwipfeln auf einer Plattform mit samt seinen Habseligkeiten aufgebahrt. Dort oben liegt der Tote eine lange Zeit. Allerdings ist das von Stamm zu Stamm verschieden und auch von der Jahreszeit abhängig. Sechs bis zehn Wochen sind jedoch keine Seltenheit. Wenn die Trauerphase beendet war, wurde der Leichnam heruntergeholt, seine Knochen gesäubert, gebündelt und an einem anderen Ort verwahrt. Die Überreste wurden dann mit Farbe oder Fett bestrichen und in einem ausgehöhlten Baumstamm oder Ast aufbewahrt.

7.3.6.3. Trauersitten

Wenn ein Stammesmitglied, egal ob eines natürlichen oder unnatürlichen Todes starb, wurde getrauert. Diese Trauer wurde auf keinen Fall unterdrückt, sondern laut beklagt. Die Trauernden fügten sich sogar tiefe Wunden zu und beschmierten sich die Haare und die Haut mit Asche. Der Tote wurde auch angefleht wieder in den Kreis der Familie zurückzukehren. Die Gegendstände, die einem Verblichenen nicht mit ins Grab gelegt wurden, wurden verbrannt bzw. anderweitig vernichtet. Manchmal wurde sogar das Haus des Verblichenen ausgeräuchert und durfte dann auch nicht mehr betreten werden. Wenn die Trauerzeit vorbei war, durfte der Name des Toten nicht mehr in den Mund genommen werden. Dieses Gesetzt zu brechen konnte dazu führen, dass die Geister des Verblichenen den Stamm bedrohen.

8. Interview

Frau Scheps ist Leiterin der Staatlichen Ethnologischen Sammlungen Sachsen. Hierunter fallen die Bibliotheken des Museums für Völkerkunde zu Leipzig, des Museums für Völkerkunde Dresden und des Völkerkundemuseums Herrnhut. Ihre Antworten fundieren auf 13 Forschungsreisen, die sie nach Australien unternahm.

Schüler: Wie stehen die Aboriginal People zu Ihrem Land und ist es wünschenswert bzw. überhaupt möglich ihnen ihr Land zurückzugeben?

Frau Scheps: Für die Ureinwohner bedeutet das Land die eigene Wurzel, sie sehen es als ihren Ursprung und als Lebensspender. Die Rückgabe von Land bedeutet für sie die Chance, ihr Leben selbst zu gestalten und nach ihren eigenen Traditionen und Werten zu leben natürlich nicht ohne den Kontakt an die moderne Welt. Auf eigenem Land wachsen die Kinder gesund heran. Aboriginal People sind auch auf eigenem Land erfolgreiche Farmer, Tourismusveranstalter, Künstler -d.h. sie können ihren Lebensunterhalt selbst verdienen und sind nicht auf Wohlfahrt des Staates angewiesen. Sie schaffen sich Schulen und auch medizinische Versorgung.

Schüler: Wie schätzen Sie das Alkoholproblem der Ureinwohner ein?

Frau Scheps: Der Alkohol unter Aboriginals ist ein Problem, denn vom Biologischen her fehlt ihnen ein Enzym, dass die Aufspaltung des Alkohols in der Leber so schnell wie bei uns Weissen vornimmt. In vielen Stammesfgebieten und Siedlungen ist von den Ureinwohnern selbst ein strenges Alkoholverbot erlassen worden. Das Mitbringen, Trinken oder Verteilen von Alkohol wird sehr streng bestraft und kann bis zum Ausschluss aus der Community führen. So hat man das intern gut im Griff. Trinker leben dann zumeist in den größeren Orten, wo dann auch die Touristen die "Alkoholleichen" sehen. Leider wird sehr schnell verallgemeinert.

Schüler: Ist es Ihrer Meinung nach in Ordnung die Kultur der Aboriginal People als frauenverachtend zu bezeichnen?

Frau Scheps: Frauen spielen eine wichtige Rolle in der Gesellschaft. Die religiösen Welten sind oft für Männer und Frauen getrennt, ebenso wie die Arbeitwelt. Das hat nichts mit Geschlechtsmissachtung zu tun. Die Gesellschaft ist sehr respektvoll gegeneinander. Ich habe nichts Frauenverachtendes entdeckt. Ohne die Frauen würde das Leben nicht funktionieren, die Männer würden verhungern. Zudem sind ältere Frauen Heilerinnen, Magierinnen und bilden die Kinder als Lehrerinnen aus.

Schüler: Können Sie uns genauere Informationen zu Ritualen der Ureinwohner geben? Wissen Sie von einer Geheimhaltungsvereinbarung?

Frau Scheps: Es ist sehr schwierig, an Informationen über Rituale heranzukommen. Das ist normal, denn diese wurden auch nur von den Initiierten durchgeführt und waren nicht für Fremde bestimmt. Es ist eine Frage des Vertrauens. Darf man einem Ritual beiwohnen geht es eher darum, diese Kultur zu dokumentieren, als darum, alles zu veröffentlichen. Meiner Meinung nach wird sich vieles verändern, aber die wichtigen Dinge werden an die Jugend weitervermittelt und werden überleben. Die Kulturen werden identifizierbar und unverwechselbar bleiben.

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