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Hochgeladen am 17.03.2006 von Alexander Pirker
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Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues
Zum Werk
Das 1929 erschienene Buch schildert den Krieg aus der Perspektive des
einfachen Soldaten.
Das Buch gehört zu der Gruppe von Werken, in denen rund zehn Jahre
nach dem Ende des ersten Weltkriegs das Kriegserlebnis des
Frontsoldaten geschildert wird und gegen den Krieg Anklage erhoben
wird.
Obwohl Remarque in einem Vorspruch betont, das Buch solle "weder
Anklage noch Bekenntnis sein", wurde der Roman doch nicht nur als
Bericht, sondern als Anklage gegen den Krieg verstanden.
Das Buch wurde 1930 verfilmt und ab 1933 gehörte "Im Westen nichts
Neues" zur verbotenen und verbrannten Literatur in Deutschland.
Das Buch hatte großen Erfolg und wurde in 32 Sprachen übersetzt.
Inhaltsangabe: Im Westen nichts Neues
Wir schreiben das Jahr 1916. Der achtzehnjährige Schüler Paul Bäumer
und seine Klassenkammeraden werden von ihrem Lehrer überredet, sich
freiwillig zum Kriegsdienst zu melden. Die Argumente des Lehrers sind
die Heilige Pflicht gegenüber dem Vaterland und patriotische Parolen
über das Heldentum.
In einer Kaserne werden sie zuerst unter der Führung von Unteroffizier
Himmelstoß geschliffen. Dieser war ein einfacher Briefträger, der durch
den Krieg ein ganz neues Selbstbewusstsein hat.
Die Achtzehnjährigen lernen hier, dass geputzte Stiefel wichtiger sind als
Schulbücher. Nach und nach erkennen sie, dass nicht Bildung und Geist
ausschlaggebend sind, sondern nur die Schuhbürste, das System und der
Drill. Zuerst sind sie verbittert, dann nehmen sie es immer mehr
gleichgültig zur Kenntnis.
An der Front erkennen die jungen Männer sofort, dass der Krieg nicht so
ist, wie er ihnen vorgemacht wurde. Soldaten sind keine Heden, sie
Kämpfen nicht für Ehre, sondern einfach nur um zu überleben. Paul
Bäumer fühlt sich vom Lehrer immer mehr getäuscht und betrogen.
Und wieder wird eine hundertfünfzig Mann zählende Kompanie in den
Kampf geschickt. Mit dabei sind Bäumer und seine Kameraden:
Kathczinky, Tjaden, Müller und Kemmerich. Es kommen aber nur achtzig
Mann zurück.
Für Bäumer und seine Kameraden ist es ein guter Tag. Sie erhalten nach
einigen Streitereien mit dem Koch, der ja für hundertfünfzig Mann
gekocht hat, die doppelte Versorgungsration.
Kemmerich wird durch einen Knieschuss schwer verletzt und liegt im
Feldlazarett. Er klagt über Schmerzen und weiß nicht dass sein Bein
amputiert wurde. Müller hätte zu gern Kemmerichs weiche schöne
Schnürstiefel. Er weiß das Kemmerich sterben wird und ihm die Stiefel
nichts mehr nützen, und er hat doch mehr Anrecht darauf als ein Sanitäter.
Kathczinky ist mit vierzig Jahren wesendlich älter als Bäumer und seine
Kameraden. Sie haben sich mit ihm angefreundet, und sind froh über
seine Begabung immer etwas Essbares aufzutreiben.
Eines Tages kommt Unteroffizier Himmelstoß zur Front. In der
ungewohnten Umgebung fühlt er sich hilflos und schwach. Keiner befolgt
seine Befehle. An der Front herrschen eben andere Gesetze.
Endlich erhält Bäumler Heimaturlaub. Doch zu Hause fühlt er sich fremd
und unverstanden. Seine Mutter ist schwer krank. Er will ihr nicht von
dem Grauen des Krieges erzählen. Doch sein Vater und die Leute am
Stammtisch, sowie sein früherer Lehrer können nicht verstehen, warum er
nicht mit Stolz seine Uniform trägt und sich als Held feiern lässt.
Bäumer ist froh wieder zu seinen Kameraden zurückzukehren. Hier fühlt
er sich wenigstens verstanden. Nach seiner Rückkehr meldet sich Bäumer
an die Front für eine Patrouille.
Er versteckt sich in einen Granattrichter. Durch den Angriff der Feinde
kann er nicht mehr heraus. Als plötzlich ein Fremder in den Granattrichter
springt sticht Bäumer sofort zu. Er muss lange zusehen wie der Fremde
röchelnd neben ihm stirbt. Er empfindet nur noch Abscheu und Hass
gegenüber dem Krieg der ihn zwingt, unschuldige Menschen zu töten.
Kropp und Bäumer werden an den Beinen verwundet. Sie schaffen es
trotzdem zu einer Sanitätsstation. Mit dem Zug wollen sie nach Hause
fahren, doch Kropp bekommt Fieber und in einem Lazarett wird ihm das
Bein amputiert. Bäumer muss nach einem Genesungsurlaub wieder an die
Front.
Er sucht seine Kompanie, doch niemand von seinen alten Kollegen ist
noch dort. Er findet Katczinsky. Bei einem Angriff wird Kat am Bein
verletzt. Bäumer nimmt Kat auf den Rücken und schleppt ihn mit letzter
Kraft in eine Station. Doch es ist umsonst. Unterwegs hat ein Splitter
Kathczinkys Schädel durchschlagen. Er ist tot.
Bäumer fiel im Oktober 1918. Der Heeresbericht beschränkte sich auf den
Satz: Im Westen sei nichts Neues zu melden.
Charakteristik der Hauptdarsteller
Paul Bäumer
Bäumler ist voller Stolz und Tatendrang, dem Vaterland zu dienen. Er
wird mitgerissen vom Sturm der Begeisterung und ist voll von
Abenteuerlust. Am Anfang noch voll Kraft und Energie, wird seine
Vorstellung und sein Denken über den Krieg immer mehr zerstört. Zuerst
ist er entsetzt und fassungslos, aber mit jedem Toten stumpft er mehr ab.
Er füllt sich betrogen .Alles, was er bisher in seinem Leben gelernt hat,
hat seine Gültigkeit verloren. Es zählt nur mehr das nackte Überleben. Er
lernt mit dem Schrecklichen zu leben, indem er einfach nicht mehr
darüber nachdenkt, sonst würde er zugrunde gehen.
Den einzigen Rückhalt gibt Paul die Kameradschaft mit den anderen
Soldaten, besonders mit seinem wesentlich älteren Freund Kat. Im Lager
fühlt er sich verstanden, weil alle das gleiche durchmachen wie er. Die
grausame Realität kann er nur mit Oberflächlichkeit ertragen. Für Paul hat
seit dem Krieg ein anderes Leben begonnen, das sich mit dem Leben in
der Heimat bei seinen Eltern nicht mehr vereinbaren lässt. Bei einem
Heimaturlaub bemerkt Paul, dass er mit der Naivität der Bevölkerung
nicht mehr zurecht kommt. Er sieht im Krieg nur mehr ein sinnloses
Abschlachten von unschuldigen Menschen, dass nichts mehr mit dem
Kampf für das Vaterland zu tun hat.
Als der letzte Kamerad und beste Freund von Paul durch einen
Granatsplitter stirbt, stirbt auch der letzte Überlebenswille und der letzte
Rest an Menschlichkeit in ihm.
Himmelstoss
Himmelstoss ist eigentlich ein bescheidener, einfacher Briefträger.
Durch den Krieg kommt er in eine Machtposition, die er auch schamlos
ausnützt. Er ist Unteroffizier und bildet Rekruten aus. Es macht ihm Spaß,
alle Neuen zu quälen und zu schinden.
Er war selbst nie an der Front und glaubt, der Krieg sei etwas Großartiges.
Erst als er selbst an die Front geschickt wird, erfährt er am eigenen Leib,
wie hart der Kampf ums Überleben wirklich ist.
Stanislaus Katczinky
Katczinky ist vierzig Jahre alt, verheiratet und hat einen Sohn. Er hat mehr Fronterfahrung als die Jungen. Alle sind sich einig das Katczinky nicht wegzudenken ist. Er ist steht’s da wenn man ihn braucht. Er organisiert Nahrung, hilft den jungen Soldaten und lässt sich nur schwer aus der Ruhe bringen. Die größte Stütze ist er für Paul Bäumer. Trotz des großen Altersunterschiedes entwickelt sich eine enge Freundschaft, die Paul hilft den Krieg zu ertragen.
Kemmerich
Er sieht den Krieg zuerst als nicht so etwas Schlimmes an. Er wird verletzt, und ein Bein muss amputiert werden. Im Lazarett verliert er die Hoffnung bzw. wird erst skeptisch, ob er wieder gesund wird. Er beginnt äußerlich sowie innerlich zu verfallen. Er flüchtet sich in Gedanken in vergangene schöne Erlebnisse, um die grausame Situation der Gegenwart zu verdrängen. Er stirbt weinend.
Interpretation:
Kurz vor seinem Schulabschluss im Gymnasium verlässt Paul auf
Drängen seines Klassenlehrers Kantorek hin die Schule und meldet sich
zusammen mit seinen Klassenkameraden als Freiwilliger bei der Armee
des deutschen Reichs. Als Soldat erlebte er die Grausamkeiten des
Krieges und fällt schließlich zu Ende des Krieges.
Und keinen interessiert es. Sein Tod hat keinerlei Einfluss auf das
Weltgeschehen. Remarque hat dieses Einzelschicksal als Schicksal einer
ganzen Generation hingestellt. Die Schrecken des Krieges, die er erlebt,
machen gleichzeitig auch Millionen anderer Soldaten mit durch.
Erich Maria Remarque will mit diesem Buch das sinnlose Leiden und
Sterben der Soldaten während des 1. Weltkriegs, das er selbst hautnah
erlebt hat, verdeutlichen. Er will zeigen, wie der Krieg die Soldaten seiner
Generation auch innerlich zerstört, ihnen die Zukunft verbaut hat und wie
wenig sie von ihren Mitmenschen, die nicht im Krieg waren, verstanden
wurden. Dicke Bücher sind erschienen, in denen Schlachten geschildert
und Lorbeeren verteilt wurden. Die Strategen führten das große Wort.
Denkmäler wurden errichtet, und an Reden mit klingender Musik und
wehenden Fahnen war kein Mangel. Was den Menschen im Feuerofen
geschah, was sie empfunden, erhofft, gelitten, gelobt und verflucht, ging
unter in dem lärmenden Tusch der Fanfaren, in dem leeren Gerede von
Heldentum und Dank des Vaterlandes.
Persönliche Stellungnahme
Obwohl ich ansonsten nicht sehr gern lese, habe ich das Buch „ Im
Westen nichts Neues“ in kürzester Zeit verschlungen. Je mehr ich gelesen
habe, desto besser habe ich mich mit Paul Bäumler identifiziert.
Paul ist ein Jahr älter als ich, und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er
sich von den Beschwörungen seines Lehrers und vom enormen
Gruppenzwang beeinflussen ließ. Paul und seine Freunde fühlten sich
sicher sehr erwachsen und wichtig, als sie sich freiwillig zum Kriegsdienst
meldeten.
Auch wenn man Lehrer und Eltern manchmal verspottet und ihnen kleine
Streiche spielt, so glaubt man ihnen im Grunde doch. Man erwartet von
ihnen größere Einsicht und menschliches Wissen.
An der Front finden Paul und seine Kameraden sehr schnell heraus, dass
der Krieg nicht so ist, wie es ihnen ihr Lehrer geschildert hat. Sie sind
keine Helden, die um Ehre kämpfen, sie kämpfen uns nackte Überleben.
Der erste Tote zertrümmerte die bisherige Wertvorstellung der jungen
Burschen.
Ich kann mir vorstellen, dass man die Grauen des Krieges nur dann
ertragen kann, wenn man immer mehr abstumpft und gleichgültig wird.
Irgendwie sind Paul und seine Kameraden zu Menschentieren geworden,
deren Gedanken sich nur um Essen, Schlafen und die Angst vor dem Tod
drehen.
Bei einem Heimaturlaub erkennt Paul, dass ihm seine alte Welt fremd
geworden ist. Er kann mit der Naivität seiner Familie und Bekannten nicht
mehr umgehen. Ich glaube, er hat zu diesem Zeitpunkt bereits resigniert.
Auch wenn er das Kriegsende erleben würde, welche Zukunft hat er
schon?
Das einzige, was Paul aufrechterhält, ist die innige Kameradschaft und
Verbundenheit mit seinen Freunden, besonders mit Kat. Bei ihnen fühlt
Paul sich verstanden, sie haben schließlich das gleiche durchgemacht.
Die Kameradschaft wird im Krieg sicher enorm gefestigt, weil es
lebensnotwendig ist, dass man zusammenhält und sich aufeinander
verlassen kann.
Als auch Kat stirbt, gibt Paul auf. Er hat nichts mehr, keine Freunde, keine
Hoffnung, keine Ideale, keine Zukunft. Für Paul (sowie für hunderte von
jungen Menschen) muss der Tod eine Erlösung gewesen sein. Eine
Erlösung von einer grauenvollen, verlogenen und naiven Welt.