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Hochgeladen am 30.09.2007 von Litsa Adoniu
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Der Zypernkonflikt
1. EINLEITUNG
Eines der ungelösten Probleme der EU stellt die Teilung Zyperns in einen griechischen
und einen türkischen Staat dar. Die Zukunft der Insel hängt von einer erfolgreichen
politischen Lösung ab.
Momentan ist es ruhig auf Zypern, wenn man von kleinen Grenzzwischenfällen absieht.
Aber der Konflikt ist keineswegs gelöst; so ist der Norden immer noch nicht von den
griechischen Zyprioten anerkannt. Außerdem sind 1200 UN-Soldaten auf Zypern
stationiert um den Frieden zu wahren. Ohne sie wäre der Frieden auf Zypern keinesfalls
gewährleistet. Der Konflikt brodelt und kann jeden Tag wieder aufs Neue ausbrechen
und trotzdem ist eine langfristige Lösung auf Zypern nicht in Sicht.
Mir erschien es überaus wichtig auf diesen Konflikt näher einzugehen. Da passte es gut,
dass wir in der Schule eine Facharbeit schreiben mussten. Sofort wusste ich, dass ich
mir die Chance nicht entgehen lassen durfte und fing eifrig an, nachdem ich die Zusage
für das Thema bekommen hatte, mir Material zu besorgen. Nach und nach, machte es
mir immer mehr Spaß mich mit der Facharbeit zu beschäftigen.
Zumal ich selbst auch Griechin bin, war es spannend den Streit zwischen Griechen und
Türken, der sich auf der Insel entfacht hat, zu bearbeiten und sich damit intensiv zu
befassen. Deswegen legte ich in dieser Facharbeit mein Hauptaugenmerk auf die
Lösungsversuche, die jedoch fast alle scheiterten. Ich fragte mich, ob die griechische
oder die türkische Bevölkerung Schuld daran hat, dass auf der Insel immer noch ein
Konflikt herrscht. Leider fiel es mir schwer mich auf die vorgegebene maximale
Seitenzahl zu beschränken, da ich so viel wie möglich über dieses Problem schreiben
wollte, sodass ich die Facharbeit zum Schluss noch einmal kürzen musste. Der Grund
dafür ist, dass die Beschreibung der Krise sehr umfangreich und tiefgehend sein musste
um sich in die beiden Volksgruppen hineinversetzen zu können.
Aber die alles entscheidende Frage ist: Wem gehört Zypern?
Aufgrund seiner strategisch wichtigen Lage im Mittelmeer war Zypern während seiner
gesamten Geschichte für die Großmächte im Vorderen Orient interessant.
Die ersten griechischen Kolonien auf Zypern entstanden um 1400 v. Chr. Dann
siedelten 800 v. Chr. die Phönizier auf Zypern. 550 v. Chr. fiel Zypern unter assyrische
Herrschaft, doch nur kurze Zeit später, 525 v. Chr., besetzten die Ägypter und Perser die
Insel. 333 v. Chr. annektierte Alexander der Große Zypern, aber 323 v. Chr. herrschte
Ägypten wieder über die Insel. Dann befand sich Zypern im Laufe der Jahrhunderte
unter der Herrschaft von England und danach Venedig. 1571 ergriffen die Türken
Besitz von Zypern. 1878 verpachteten sie Zypern für 500.000 US-Dollar an
Großbritannien, weil sie in diesem Jahr von den Russen besiegt wurden und Angst vor
einer Ergreifung Zyperns durch die Russen hatten.
Man kann erkennen, dass der Zypernkonflikt eine lange Geschichte hat. Denn unabhängig davon, wer auf Zypern herrschte, blieb die Insel immer ein strategisch wichtiger Außenposten zwischen Okzident und Orient. Eroberer und Herrscher haben schon sehr früh die undefinierbare Lage Zyperns sich zunutze gemacht. So wurde die Insel im Laufe der Geschichte immer wieder zum Spielball zweier Kulturen, der orientalischen und der abendländischen.
2. DER VERLAUF DES KONFLIKTES
2.1. URSACHEN UND ANFÄNGE DES KONFLIKTES
Die europäischen Kolonialmächte interessierten sich immer mehr für die Insel.
1878 berechtigte der Berliner Kongress Großbritannien, Zypern zu annektieren, sodass
die Insel im Jahre 1925 britische Kolonie wurde. Von Zeit zu Zeit entfremdeten sich
griechische und türkische Zyprioten immer mehr. Es kam zur Entwicklung zweier
differenzierter Ideologien, sodass der Frieden nicht lange währte.
Die "Enosis"-Bewegung der griechischen Volksgruppe -der etwa 80 Prozent der Zyprer
angehören -machte sich für einen Anschluss an Griechenland stark. Nach 1931 kam es
zur Ausbreitung der Enosis und zur Entstehung eines Nationalismus.
Kurz darauf setzte sich schließlich auch der türkische Nationalismus ein. Jetzt drängte
die türkische Minderheit ebenfalls auf eine Unabhängigkeit von der Kolonialmacht
Großbritannien, setzte aber auf eine Zweiteilung der Insel, die so genannte Taksim-
Ideologie. Da der Enosis-Gedanke gerade auf Hochtouren lief, beschloss der junge
Erzbischof Makarios III. den Anschluss an Griechenland voranzutreiben. Er brachte den
Fall am 24. September 1954 vor die Vereinten Nationen. Dies ist der Zeitpunkt, der als
Beginn des Zypernkonfliktes bezeichnet wird.
Schließlich gründeten Grivas und Makarios eine Untergrundorganisation, die EOKA1, zu deren Chef Grivas wurde und begannen 1955 den Kampf gegen die Briten, welche zunehmend unter Druck gerieten und dadurch die zypriotischen Moslems als gleichberechtigten Partner mit ins Spiel brachten. Dies sollte weit reichende Folgen haben. Weil die griechische Regierung für ihre Landsleute ebenfalls Partei ergriff, führten die Gewalttätigkeiten zwischen türkischen und griechischen Inselbewohnern vom September 1955 die Türkei und Griechenland zum ersten Mal seit 1919 an den Rande des Krieges. Aus dem griechisch-britischen Konflikt ist also durch die Initiative der Briten ein griechisch-türkischer Konflikt geworden.
2.2. AUßEINANDERSETZUNGEN UND LÖSUNGSVERSUCHE
Am 1. April 1955 detonierte ein Sprengsatz vor dem britischen Polizeihauptquartier in
Nikosia. Dieses Ereignis markierte den Beginn des Kampfes gegen die britische
Herrschaft, der im Bürgerkrieg endete, denn später wurden auch Inseltürken in das
Geschehen involviert. Es gab immer wieder Auseinandersetzungen zwischen den
Volksgruppen, da Griechenland unbedingt die Enosis durchsetzen wollte. Deswegen
wurde auch Makarios im Jahre 1956 auf die Seychellen verbannt, weil man ihm
vorwarf, er würde den Terrorismus unterstützen um die Enosis herbeizuführen. Aus
seinem Exil kam er ein Jahr später zurück auf die Insel.
Der Höhepunkt des Bürgerkriegs wurde im Jahr 1958 erreicht. Es ergab sich eine
Chance, den Konflikt friedlich zu lösen. Alle Parteien waren zu diesem Zeitpunkt bereit,
ihre Maximalforderungen aufzugeben. Makarios nahm im Herbst 1958 Abstand von der
Enosis und forderte die Schaffung eines unabhängigen Staates. Die
Türkenzyprioten ließen von Taksim ab und die Briten ließen ihren Anspruch auf die
Insel fallen. Vertreter Großbritanniens, Griechenlands und der Türkei unterschrieben im
Februar 1959 die Züricher und Londoner Verträge zur Unabhängigkeit.
Der Streit eskalierte, als am 13. Dezember 1959 Erzbischof Makarios zum
rechtmäßigen Staatspräsidenten und Fazil Kücük zum Vizepräsidenten gewählt wurden.
Sodann wurde am 16. August 1960 die Republik Zypern durch Makarios ausgerufen,
offiziell als unabhängig erklärt und in die UN aufgenommen.
Um beiden auf Zypern lebenden Volksgruppen gerecht zu werden, wurden Griechisch
und Türkisch Amtssprachen. Nun „[…] [war] das Problem Zypern vorerst gelöst, es
sollte sich aber bald zeigen, da[ss] die Probleme Zyperns erst begannen.“ (Konflikte
seit 1945, Hg. Frank R. Pfetsch 1991, S. 79)
Auf der Insel und der Republik herrschte, von 1960 bis ca. 1963, Frieden. Dann kam es
zu Volksunruhen, als Makarios am 30. November 1963 die Änderung von 13 Punkten
der Konstitution bekannt gab, wodurch der politische Einfluss der Zyperntürken
erheblich sank und sie sich in ihren Rechten beschnitten fühlten. Makarios ging nämlich
davon aus, dass somit die „völlige Freiheit“ erreicht werden könnte und dass die Enosis
nun durchgeführt werden könne. Dieses vertrauensbrechende Komplott nannte man den
Akritas2-Plan. Die einseitigen Verfassungsänderungen provozierten
am 21. Dezember 1963 den Beginn des zweiten zypriotischen Bürgerkrieges.
Danach kam es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen griechischen
und türkischen Zyprioten auf der ganzen Insel. Die Garantiemächte Großbritannien,
Griechenland und Türkei riefen am 24. Dezember 1963 die Regierung Zyperns und die
beiden Volksgruppen dazu auf, die Unruhen zu beenden und einen Waffenstillstand zu
vereinbaren. Die Feuereinstellung wurde jedoch nur begrenzt eingehalten.
Der türkische Vizepräsident erklärte am 30. Dezember 1963, dass die Verfassung nicht
länger bestehe, da ein Zusammenleben der beiden Volksgruppen nicht mehr möglich sei
und man eine Teilung der Insel zwischen den beiden Volksgruppen ins Auge fassen
müsse.
Am 04. März 1964 beschloss der Weltsicherheitsrat nach der Bitte von Makarios, eine
UNO-Friedenstruppe in Zypern aufzustellen. Damit schaltete sich die UNO erstmals
aktiv in den Konflikt ein. Jedoch passte das den Zyperntürken nicht und sie drohten mit
einer Invasion. Am 07. Juni 1964 stimmten die zypriotische Regierung und der Führer
der türkischen Zyprioten dem UNO-Plan zu, welcher die Schaffung einer "Freien Zone"
vorsah, in welcher nur die UNO die Vollmacht besitzen sollte, Personen zu
verhaften, zu suchen und gefangen zu halten. Ein eingeflogener Soldat der UNFICYP3
kennzeichnete in Nikosia eine Kampflinie zwischen den Bürgerkriegsparteien mit
einem grünen Stift. Dies war die Geburt der "Green Line". Die Kontakte zwischen den
Volksgruppen gingen stark zurück und am 21.April 1967 fand ein Militärputsch in
Griechenland statt, wo die parlamentarische, demokratische Regierung gestürzt wurde.
Im Juni 1968 begann die Diskussion zur Beilegung des Zypernkonfliktes zwischen den
beiden Parlamentspräsidenten. Sie dauerte mit Unterbrechungen bis Oktober 1971 und
führte zu keinem Ergebnis.
Erneut bahnten sich Spannungen an, als sich Makarios auch öffentlich ein wenig von
der Enosis zu distanzieren begann. Jedoch wollte er nur den richtigen Zeitpunkt
abwarten und nicht auf sein Ziel verzichten. Aufgrund dessen machte er sich viele
Feinde, obwohl er 1968 mit 95% der Stimmen wieder gewählt wurde. Grivas wurde zu
Makarios` Gegenspieler und bildete die so genannte EOKA II um die Enosis notfalls
auch durch gewaltsame Beseitigung durchzusetzen. Das Ende der Junta kam am 02. Juli
1974, als die Militärs Erzbischof Makarios putschten. Die Nationalgarde verbreitete
über Radio, dass Makarios tot sei. Makarios meldete sich dann über einen Sender in
Paphos und rief seine Landsleute zum Widerstand auf. Er selbst floh auf den britischen
Stützpunkt Akrotiri, wo er sicher war. Nach zwei Tagen blutiger Kämpfe kam es zum
Zusammenbruch des Widerstandes der makariostreuen Kämpfer. Den Putsch erklärte
man zur Angelegenheit der Zyperngriechen, weil der griechische Staat der Türkei
keinen Anlass zum Eingreifen geben wollte. Doch tatsächlich liefen in der Türkei
Vorbereitungen zu einer Invasion, weil sich Sampson in der Zwischenzeit zum neuen
Präsidenten von Zypern erklärte. Im Morgengrauen des 20. Juli 1974 begann dann
schließlich die Invasion. Daraufhin brachen am 22. Juli 1974 sowohl die "kleine Junta"
in Nikosia als auch die "große Junta" in Athen zusammen. Trotzdem verstärkte die
Türkei ihre Truppen auf Zypern immer mehr. Aus diesem Grund trat Nikos Sampson
am 23. Juli 1974 zurück und neuer Präsident wurde Glafkos Klerides.
Um eine Lösung für diese Krise zu finden trafen sich am 25. Juli 1974 die
Außenminister Griechenlands, Großbritanniens und der Türkei. Es folgten fünf
Konferenzen, die sogenannten Genfer Konferenzen. Zusammenfassend kann man
sagen, dass die Hauptziele der Genfer Konferenzen waren, sich auf einen
Waffenstillstand und auf vereinbarte Sicherheitszonen zwischen den Fronten zu
vereinbaren. Schließlich einigte man sich auf einen Waffenstillstand, und auf eine, von
der UNFICYP3 kontrollierte, Sicherheitszone um das türkische Gebiet. Es wurde
außerdem noch vereinbart, dass die UNFICYP versuchten sollte die Pufferzone zu
sichern.
Dies wurde durch immer wieder aufflammende Gefechte behindert. Auch war die Frage
von Umsiedlungen, Flüchtlingen und Vermissten ein zentrales Thema. Das Ergebnis
war die Möglichkeit der Zyperntürken den Süden zu verlassen. Der
Bevölkerungsaustausch fand unter Aufsicht der UNO statt. Des Weiteren verhandelten Denktasch und Klerides
über eine mögliche Verfassung einer zukünftigen Bundesrepublik Zypern. Allerdings
scheiterte man wieder an der Frage der Gewaltenteilung. Ein besonderes Thema war
jedoch die Wiedereröffnung des seit Juli/August 1974 geschlossenen unter UNO-
Kontrolle stehenden Flughafens von Nikosia. Die Verhandlung scheiterte jedoch an der
Frage, wer letztendlich den Flughafen verwalten sollte. In der vorerst letzten Debatte
schlug Klerides ein Geheimabkommen vor, welches weder mit Präsident Makarios noch
mit der Regierung koordiniert worden war, was Klerides am 7. April 1976 zum
Rücktritt von all seinen Ämtern veranlasste. Er wurde als Verhandlungsführer von
Tasos Papadopoulos ersetzt. Weil ihre Ansichten aber noch unterschiedlicher als die
Denktaschs und Klerides` waren, gab es bis 1977 keine nennenswerten Fortschritte. Erst
Ende 1976 kam wieder Bewegung in die Zypernfrage, als Denktasch Gespräche mit
Makarios wünschte. Dieses Treffen fand dann am 27. Januar 1977 unter UNO-Aufsicht
in Nikosia statt. Denktasch und Makarios verfassten während ihres Zusammentreffens
die sogenannten Makarios-Denktasch-Leitlinien, die als Grundsatz zu einer weiteren
Lösung dienen sollte. Darin strebten sie eine unabhängige, bündnisfreie Bundesrepublik
zweier Volksgruppen an. Der plötzliche und unerwartete Tod von Makarios am 3.
August 1977 setzte den Bemühungen beider Politiker ein Ende. Nachfolger von
Makarios wurde Spyros Kyprianou. Während der ersten beiden Jahre seiner
Präsidentschaft wurden keinerlei Fortschritte erzielt, da er es ablehnte, die
zyperntürkische Seite als gleichberechtigt anzusehen. Im Mai 1979 trafen die beiden
Oberhäupter zusammen, um auf Basis der Makarios-Denktasch-Leitlinien Gespräche zu
führen. Diese wurden jedoch ergebnislos abgebrochen. Am 13. Mai 1983 beschloss die
UNO eine neue Resolution, die von der Türkei allerdings nicht anerkannt wurde. 4 Tage
später trat Denktasch vor die Presse und erklärte, dass eine Bundesrepublik Zypern
wohl erst dann eingeführt werde, wenn ein unabhängiger zyperntürkischer Staat
geschaffen werde, weil die Zyperntürken und die Zyperngriechen gleichberechtigt sind.
Die "Türkische Republik Nordzypern", die am 15. November gegründet worden war,
hat eine vom Volk gebilligte Verfassung, ein Parlament und einen Präsidenten. Seit der
Proklamation nimmt Rauf Denktasch das Amt des Präsidenten wahr. Im Januar 1984
konkretisierte Denktasch seine Vorschläge und forderte aus seiner gestärkten Position
heraus die Wiederaufnahme der Verhandlungen. Da es wieder Unstimmigkeiten gab,
kam es zu keiner sofortigen Wiederaufnahme der Gespräche. Im August traf sich der
UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar nacheinander mit einer zyperngriechischen und
inseltürkischen Delegation um ein neues Rahmenprogramm zu entwickeln.
Ende August stimmten beide Seiten einer neuen Verhandlung zu. Kyprianou wollte
zwar verhandeln, aber nicht mit Denktasch. Somit musste Perez de Cuellar als
Überbringer von Informationen agieren. Hauptthema der Gespräche war Maßnahmen zu
finden, jedoch vergeblich. Am 9. Mai fanden die ersten Präsidentschaftswahlen statt, die
Rauf Denktasch erwartungsgemäß für sich entscheiden konnte. Perez de Cuellar, der
den Konflikt rasch lösen wollte, legte schon im Dezember 1984 ein Rahmenprogramm
vor, das von der zyperntürkischen Seite als Lösung anerkannt wurde (Gipfel vom Januar
1985). US-Präsident Ronald Reagan lobte das Gipfeltreffen vom Januar 1985 als einen
wichtigen Schritt in Richtung Wiedervereinigung. Kyprianou gab aber zu
verstehen, dass er den Plan lediglich als Diskussionsgrundlage, nicht als Lösung
verstehe. Letztendlich scheiterte die Initiative des UNO-Generalsekretärs: Die Erfolge
auf diplomatischer Ebene blieben zwischen 1985 und 1996 aus. Zwei Jahre nach dem
Scheitern des Gipfels kam es zur Unterzeichnung einer Zollunion zwischen der
Republik Zypern und der Europäischen Gemeinschaft. Auf dem Gipfel am 30. und
31. Januar 1988 sollte der Konflikt wieder zur Sprache kommen. Es wurden jedoch
weder Lösungen angestrebt noch durchgesetzt, dafür machten alle Parteien ihre
Standpunkte deutlich, um so gemeinsame Ansichten in die Verhandlungen einfließen
lassen zu können Am 21. Februar 1988 fanden in der Republik Zypern
Präsidentschaftswahlen statt. Kyprianou wurde abgewählt und sein Nachfolger wurde
George Vassiliou. Er versprach die Zypernfrage so schnell wie möglich zu lösen. Am 8.
August ließ Perez de Cuellar die Verhandlungen von New York nach Genf verlegen.
Am 24. August trafen sich dann Denktasch und Vassiliou zum Gespräch, wo es aber
auch keine Erfolge gab. Bis 1990 gab es mehrere Gespräche, die man aber wegen
mangelnden Fortschritten wieder abbrach. Im Juli 1992 versuchte der UNO-
Generalsekretär Boutros-Ghali, die beiden Volksgruppenführer Vassiliou und
Denktasch an einen Tisch zu bekommen. Hauptgegenstand der Gespräche war die
territoriale Frage. Aber auch diese Verhandlungen blieben erfolglos. Am 7. Februar
1993 fanden wieder Wahlen statt, wo sich Klerides gegen Vassiliou durchsetzte und
neuer Präsident wurde. Er trat sein neues Amt am 1. März 1993 an.
Der Norden Zyperns vertrat die Ansicht, auch die neue Regierung werde nur wenige
Veränderungen herbeiführen. Trotzdem wünschte Denktasch ein rasches Gespräch mit
Klerides. Aber auch alle Gespräche zwischen den beiden blieben bis heute erfolglos.
An Ostern 1993 erschossen türkische Soldaten einen zyperngriechischen
Nationalgardisten, weil dieser die Grenze zum türkischen Norden illegal überschritten
hatte. Als Folge des Mordes kam es an der Green Line in Nikosia zu Protesten. Es
folgten weitere Zusammenstöße bei denen Menschen verletzt und getötet wurden.
Im Oktober 1993 fand der traditionelle Commonwealth-Gipfel auf Zypern statt.
Während des Gipfels kam auch der Zypernkonflikt zur Sprache, und alle Beteiligten
forderten eine rasche Lösung. Am 15. November 1993 war der zehnte Jahrestag der
"Türkischen Republik Nordzypern", was ein Anlass war, sich mit der inselgriechischen
Seite polemische Gefechte zu liefern. Wie alle 6 Monate wurde auch im Juni 1994 die
Mission der UNFICYP verlängert, auch wenn Kanada nicht mehr bereit war, weiter
Soldaten und Gelder zur Verfügung zu stellen. Ein Plan zur Wiedervereinigung wurde
im August 1994 von der türkischen Seite abgelehnt. Sie beschloss ferner, sich im Falle
einer einseitigen EU-Mitgliedschaft des Südens in die Türkei einzugliedern. Jedoch
hörten die Auseinandersetzungen nicht auf. Im Gegenteil, sie verschärften sich immer
mehr. Im Sommer 1996 wurde der Zyperngrieche Solomos Solomou erschossen,
nachdem er bei einer Demonstration in türkischzypriotisches Gebiet eingedrungen war
und versucht hatte, die türkische Flagge vom Mast zu nehmen.
Seitdem hat es keine weiteren nennenswerten Pläne für die Wiedervereinigung der Insel
gegeben, obwohl bis heute Konfrontationen andauern, die einer Lösung bedürftig sind.
Weder Vermittlungsversuche der NATO noch der Vereinten Nationen konnten die
Krise entschärfen, im Gegenteil, bis in die Gegenwart verschärfte sich der ethnische
Konflikt zwischen den beiden Volksgruppen auf Zypern.
2.3. DER ANNAN-PLAN
Der bislang umfassendste Versuch, den jahrzehntelangen Konflikt zu beenden, fand am
11. November 2002 statt. Damals stellte der Generalsekretär der Vereinten Nationen,
Kofi Annan, den nach ihm benannten 137-Seiten langen Plan zur Beilegung des
Zypern-Konflikts vor. Er setzte die Beteiligung der griechisch-und türkischstämmigen
Bevölkerungsgruppen der Insel und die Einbeziehung von Vertretern der Mutterstaaten
Griechenland und Türkei sowie Großbritanniens voraus. Die Hoffnungen Annans
wurden jedoch vom Ausgang des Referendums im April 2004 zerschlagen.
Am 24. April 2004 hatten die Zyperngriechen und die Zyperntürken nun die
Gelegenheit per Doppel-Referendum selbst über ihre Zukunft abzustimmen.
Diese Volksabstimmung hatte eine Wiedervereinigung der Mittelmeerinsel
Zypern im Ausblick, damit beide Inselteile, die griechische und die türkische Hälfte,
gemeinsam in die EU eintreten konnten. Während die Zyperntürken den Annan Plan mit
65% Ja-Stimmen befürworteten, lehnte ihn im Süden eine überwältigende Mehrheit von
75,8% der Zyperngriechen ab, sodass die Vereinigung Zyperns gescheitert war. Somit
bleibt Zypern vorerst geteilt und nur die griechische Südhälfte kann der EU beitreten.
Denktas jedoch sieht in der Teilung der Insel, im Gegensatz zu den Zyperntürken,
„sogar die Lösung des Zypernkonfliktes“². Wie Tassos Papadopoulos, der gerade auch
wegen seiner ablehnenden Haltung im Hinblick auf den Annan-Plan im Februar 2003
zum zyperngriechischen Präsidenten gewählt worden war, hat auch Denktas bis zum
Schluss Stimmung gegen den Annan-Plan gemacht. Er sprach sogar „von der
„Auslöschung“ der Eigenständigkeit der Zyperntürken“ 4 und drohte sogar mit
Rücktritt, wenn der Annan-Plan angenommen werden würde. Doch die Zyperntürken
wollten endlich aus der internationalen und wirtschaftlichen Isolierung heraus und
stimmten dem Plan zu. Dieser Annan-Plan sieht vor, die türkischen Zyprioten
umzusiedeln, sodass der türkische Teil Zyperns von etwas über 36 Prozent auf rund 29
Prozent verkleinert wird. Hinzu kommt, dass früheres griechisches Land an ihre
damaligen Besitzer zurückgegeben werden soll und somit die Türken dort vertrieben
werden. Langfristig soll auch die einzig bedeutende militärische Präsenz von den USA
und Großbritannien ausgeübt werden, die Länder, die die Hauptverantwortlichen für das
Leid auf der Insel sind.
Gegen den von Kofi Annan vorgelegten Plan gab es von zyperngriechischer Seite gute
Argumente. Sie waren nicht einverstanden damit, dass die Rückgabe des bei der
türkischen Invasion von 1974 zurückgelassenen Besitzes unvollständig ist und dass die
Insel weiterhin von türkischen Truppen besetzt ist. Außerdem sind sie nicht zufrieden,
dass ihr Staat nach dem Schweizer Kantonen-Muster aufgebaut wird. „Das neue
Staatsgebilde soll sich zwar "Vereinte Republik Zypern" nennen, ehrlicher wäre
allerdings der Name "Getrennte Republiken von Türkisch-und Griechisch-Zypern".“5
Die letzte Hoffung für die Zyperntürken ist zerplatzt, denn ihr Ziel die
Wiedervereinigung zu erzielen und EU-Mitglied zu werden, wurde zunichte gemacht.
Auch die EU kann keine positiven Schlüsse ziehen. Sie müssen eine geteilte Insel
aufnehmen und konnten bis dato den Konflikt nicht beilegen.
3. FOLGEN FÜR DIE INSEL
Der Konflikt in Zypern hatte weitreichende Folgen für die Insel und ihre Bewohner.
Zum einen bildeten sich durch den Krieg 1963/1964 ghettoähnliche Gebiete, vor allem
in der nördlichen Hälfte. Zum anderen wurde ein Zusammenleben der beiden
Volksgruppen seit den Auseinandersetzungen 1963/64 und der türkischen Invasion von
1974 ausgeschlossen. Der Angstzustand der Bevölkerung ist ein logischer Schluss, da es
bei der Invasion auch Massenexekutionen, Vergewaltigungen und Misshandlungen gab.
Die Angaben über die griechischen und griechisch-zypriotischen Todesopfer schwanken
zwischen 2.000 und 4.000. Insgesamt wurden 170.000 griechische Zyprioten vertrieben;
1619 werden noch vermisst. Das menschliche Leid war immens und die materiellen
Verluste sehr groß. Ein weiteres zentrales Problem ist das tiefe Misstrauen beider
Seiten. Dieses Misstrauen erklärt, dass viele der Lösungsversuche und Verhandlungen
aufgrund des fehlenden Vertrauens scheiterten.
Auch ein Aufrüsten der Waffen und eine Bevölkerungsbewegung waren Folge der
Invasion. Die griechische Bevölkerung wurde aus den Nordprovinzen vertrieben und
die im Süden lebenden Zypern-Türken wurden in den Norden überführt. Somit hat nun
die Türkei ein lang gehegtes Ziel in Erfüllung gebracht: Die Bildung eines
geschlossenen Raumes für die Zypern-Türken.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass der Norden Zyperns keine ausgebaute
Wirtschaftsstruktur hat, obwohl dort vielmehr Ressourcen sind und deren Nutzung
von der Türkei finanziell unterstützt wird. Ganz im Gegenteil sieht es im Süden aus.
Dies resultiert daraus, dass nach der Teilung der Insel die südliche Hälfte etliche
Modernisierungs-und Transformationsprozesse durchlief um eben ihre Wirtschaft auf
hohen Stand zu bringen.
Bis zum heutigen Tage hält eine Auseinandersetzung um die politische Zukunft Zyperns
an. In der Republik Zypern konnte sich ein pluralistisches System freiheitlicher Prägung
entfalten und festigen, das reibungslos funktioniert und die periodische Ablösung der
jeweils regierenden politischen Gruppierungen garantiert. Im besetzten Norden
hingegen residiert seit zwanzig Jahren ohne Unterbrechung Rauf Denktasch, der seine
umfassende Macht in Form eines Statthalters ausübt.
Dennoch ist die größte Folge des Konfliktes in Zypern die Teilung der Insel in eine
türkische Nordhälfte und in eine griechische Südhälfte. Denn durch diese Teilung ist der
Konflikt nicht beigelegt worden, sondern ganz im Gegenteil hält er immer noch an und
ist eines der aktuellsten Themen.
4. FAZIT
Über den Zypernkonflikt kann als Erstes gesagt werden, dass dieser auf drei Ebenen
beruht:
Zum einen ist es der Konflikt zwischen Zyperngriechen und Zyperntürken. Daneben
gibt es den Streit zwischen den Mutterländern Griechenland und der Türkei, die Zypern
wegen seiner regionalen Lage jeweils als ihr Eigentum bestimmen und auf der dritten
Ebene muss man den Konflikt international betrachten, denn wegen der Lage der Insel
gibt es wirtschaftliche und militärische Interessen an Zypern.
Im Hinblick auf das Verhältnis der beiden Volksgruppen kann man behaupten, dass es
sich nicht verbessert hat, nicht einmal gleich geblieben ist, ganz im Gegenteil, es hat
sich sogar verschlechtert. Das liegt z.B. an den etlichen Verhandlungen, die nichts
zustande gebracht haben, sondern im Großen und Ganzen gescheitert sind, was das
Verhältnis und das Misstrauen der jeweils anderen Volksgruppe immer mehr anspannte.
Beide Völker isolierten sich voneinander, indem z.B. die „Türkische Republik
Nordzypern“ ausgerufen wurde, die nur von der Türkei anerkannt wird und sich
ethnisch homogene Gebiete durch Vertreibung und Flucht gebildet hat.
Ein entscheidender Faktor ist also die türkische Invasion im Jahre 1974, denn diese
führte zur Teilung des Landes.
„Bisher schien auch eine Einigung immer an der türkisch-zypriotischen Seite zu
scheitern“6, da ja z.B. auch Denktasch strikt gegen den gescheiterten Annan-Plan war.
Aber ein wichtiges Beweisstück gegen die zyperngriechische und griechische
Behauptung, dass alleine die türkische Seite an der Teilung Zyperns schuld sei, ist der
Akritas-Plan. Er ist ein vertrauensbrechendes Komplott, der die Rechte der Türken
beschnitt und dadurch ihren politischen Einfluss sinken ließ.
Aufgrund der Teilung Zyperns in eine Nord-und eine Südhälfte gab es seitens der UNO
unzählige Gesprächsrunden um die Krise auf Zypern zu lösen, jedoch gab es keinen
nennenswerten Fortschritt oder gar die Lösung schlechthin.
Die Teilung der Insel hat sogar neben alten Fragen auch neue Dispute aufgeworfen.
Einige Beispiele dafür können sein, wie groß das nordzyprische Territorium sein soll
und was mit den türkischen Truppen auf der Insel passieren soll. Aber auch die Frage
des politischen Systems ist eine wichtige Entscheidung. Soll Zypern lieber ein
Staatenbund sein, damit die Regierung gleich besetzt ist, oder ist doch lieber ein
Bundesstaat, wie ihn das griechische Volk bevorzugt, von Vorteil?
Die vielen unbeantworteten Fragen zeigen nur eines deutlich: Beide Konfliktparteien
halten wie schon nach der Unabhängigkeit 1960 an alten Maximalforderungen fest. Dies
zeigt, dass die Kosten einer geteilten Insel weniger schwer wiegen als ein durch
Kompromisse, welche von der Bevölkerung bzw. Anführern nicht getragen werden,
aufgebautes und vereintes Zypern.
Tatsächlich tragen nicht nur die beiden Volksgruppen der Griechen und der Türken
Schuld an der Teilung der Insel. Gerade England und Amerika sind historisch gesehen
die Hauptverantwortlichen für das Leid der türkischen und griechischen Volksgruppe.
Denn ohne ihre Machtausübung auf der Insel hätten sie den nationalen Konflikt nicht zu
einem internationalen gemacht.
Man kann erkennen, dass die gescheiterten Lösungsversuche dazu beitragen, dass für
die Türkei kaum Möglichkeiten bestehen in die EU aufgenommen zu werden.
Vorausgesetzt es werden Lösungen gefunden, die den Konflikt in Zypern beilegen. Die
Türkei muss zugunsten der Gemeinschaft lernen, unangenehme Kompromisse
einzugehen um in der EU dabei sein zu können.
Aus aktuellem Anlass finde ich erwähnenswert, dass Zypern und Malta ab Januar 2008
den Euro als neue Währung einführen können. Beide Länder erhoffen sich dadurch
mehr Chancen auf Tourismus. Da aber nur die griechische Hälfte aufgrund des
gescheiterten Annan-Plans in der EU ist, bleibt die alte Währung, CYP, im türkischen
Teil erhalten. Ich finde es fraglich, ob dies zur Wiedervereinigung beitragen kann.
Meiner Meinung nach entfremden sich durch die unterschiedliche Währung die
Zyperngriechen immer mehr von den Zyperntürken, sodass es wahrscheinlicher ist, dass
es wegen dieser Tatsache möglicherweise noch einige Konflikte zwischen den beiden
Volksgruppen geben wird.